12. Dezember 2008

Letzter Gruß aus China im Jahr 2008

Das Weihnachtsfest rückt näher, das alte Jahr neigt sich dem Ende. Heute ganz ohne spezielle Geschichte nur kurz möchte ich allen die meinen Blog ein wenig verfolgen ein "Frohes Fest" und einen "Guten Rutsch ins neue Jahr 2009" wünschen.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

23. November 2008

Auto Guangzhou 2008

Heute war ich dank Freikarten von Matthias, die er aus beruflichen Gründen nicht selber nutzen konnte, auf der Auto Guangzhou - der größten Automesse in Südchina. Soviel muss man dazu nicht sagen, deshalb viel Spaß mit den Bildern:


Auto Guangzhou 2008



Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

22. November 2008

Pinguin und Drache - QQ auf englisch und eLong

Heute möchte ich mal das Internet in China thematisieren. Jetzt nicht im Sinne von Zensur, sondern was es alles so für nützliche Sachen gibt.

Zunächst mal möchte ich euch QQ vorstellen. QQ wurde ursprünglich als ICQ-Derivat entwickelt, um einen chinesischen "Instant Messenger" zu haben. Mittlerweile ist QQ nach Nutzern der drittgrößte Instant Messenger der Welt. Wer sich anmelden möchte um mit Chinesen zu chatten, kein Problem: Den Account bekommt man sogar mit Hilfe einer englischer Webseite. Leider unterstützt das in Deutschland viel geliebte Trillian QQ nicht, so dass ich nun Adium nutze, da ich ja eh Mac-User geworden bin. Man kann aber auch einen normalen QQ-Client laden und installieren. Leider steht QQ im Verruf Unmengen von Viren zu verbreiten. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht. Jedenfalls chatte ich mittlerweile sehr viel mit dem kleinen dicklichen Pinguin, welches das QQ-Maskotchen ist. Und fast jeder jüngere Chinese hat ein QQ Account, oder auch mehrere - unabhängig ob vom Besitz eines Computers. Man kann ja auch in eine Internetbar gehen und dort chatten. Bei QQ kann man auch virtuelle Haustiere halten, sich selbst ein Avatar anlegen und dies mit Kleidung ausstatten, Spiele gegen andere Leute spielen etc. Die virtuellen Haustiere müssen sogar gegen QQ-coins gekauft werden. Und wenn ich das richtig verstanden habe, kosten diese QQ-coins richtig Kohle - also wirklich Remnimbi - echtes chinesisches Geld. Außerdem hat QQ ca. sechs Fantastillionen Smilies.

Eine andere ganz wichtige Seite ist eLong. Long 龙 heißt im Übrigen Drache. Bei eLong kann man Hotels und Flüge buchen. Sehr praktisch, wenn man privat zum Vielflieger mutiert, und sich hübsche Frauen in Chengdu anzuschauen. Und der Service von eLong ist ausgezeichnet. So lange man nicht am letzten Zipfel einer großen Stadt wohnt, bringt eLong einem die Tickets sogar kostenlos vorbei und dabei bezahlt man gleich in bar. Man kann aber auch mit Kreditkarte bezahlen, dabei muss diese jedoch chinesisch sein oder es ist einfach recht umständlich und kostet zusätzliche Gebühren. Also lass ich die Jungs einfach antraben. Ich hatte noch nie Probleme mit eLong und deren Buchungen. Es gibt sogar Bonuspunkte, die man irgendwann gegen Prämien eintauschen kann. Diese sind zwar nicht so hochwertig, aber immerhin gibt es etwas - halt ein nettes Kundenbindungsprogramm. Alternativ kann man auch bei ctrip buchen. Aber mich nervt ctrip, weil die angebotenen Preise meist nicht verfügbar sind. Das dauert mir deshalb einfach zu lange, dort Flüge zu suchen.

Auch wichtig meiner Meinung nach ist die Hongkonger Webseite von Fortress. Fortress ist sowas wie der Mediamarkt in HK. Da kann man sich immer ganz gut orientieren was es neues gibt und was das so kostet, da die Preise von Straßenhändler zu Fortress nicht so stark schwanken. Während in Deutschland bei Mediamarkt und Saturn - abgesehen von Sonderangeboten - ja gerne mal richtig hingelangt wird, obwohl man bei eBay bei einem anderen Händler nur die Hälfte zahlt, ist Fortress selten teurer als 10% mehr zum Straßenhändler. Und bei Fortress bin ich mir auch sicherer was das einkaufen angeht. Nicht erschrecken übrigens, diese Seite ist auch in englisch verfügbar. Ganz unscheinbar taucht ganz oben ein kleiner Link namens "Eng" auf .

Das soll es heute erstmal gewesen sein und viel Spaß beim Surfen auf chinesische Seiten,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

4. November 2008

Das Gefangenendilemma auf Chinas Straßen

Zunächst einmal: Wer sich in wirtschaftswissenschaftlichen Theorien auskennt, kann die ersten zwei Absätze überspringen.

Der gute alte Adam Smith hat in seinem Blockbuster "An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations" mal gesagt, dass wenn jeder einzelne nur richtig viel Kohle schäffeln will, also jeder der Beste sein will, auch das Gemeinwohl davon profitiert. Weil das macht ja jeder, und somit wird auch der gesamte Wohlstand der Nationen größer.

Das galt rund 175 Jahre lang, bis Mitte des letzten Jahrhunderts John Forbes Nash Jr. sagte, dass es durchaus Situationen gibt, in denen sich Spieler, die nicht kooperieren so behindern, dass auch im gesamten kein gutes Ergebnis erzielt werden kann. Dieser Sachverhalt ist niedergeschrieben in seiner Diss, welcher später das Nash-Gleichgewicht genannt wurde. Im Film "Beautiful Mind" ist das die Szene ziemlich am Anfang, in der er feststellt, dass er und seine Freunde alle die Blondine wollen, aber keiner sie bekommt weil sie sich gegenseitig behindern. Statt dessen könnte ja auch jeder eine Brünette haben. Man muss also mal auf die weniger gute Wahl für sich zurückgreifen, damit alle profitieren können. Die wirtschaftliche Bedeutung wurde erst später deutlich, weil diese Theorie und das darauf basierende Gefangenendilemma eine klare Einschränkung von Adam Smiths Kernaussage bedeutet.

Die Sache mit dem Nash-Gleichgewicht bzw. dem Gefangenendilemma kann man tagtäglich tausendfach in Chinas Straßen beobachten. Man stelle sich eine Straße vor, auf der zwei Hindernisse die Durchfahrt blockieren. Siehe die folgende Abbildung.



Sagen wir, dass das weiße Hindernis eine Baustelle ist. Das gelbe Hindernis ist ein LKW, der da rumsteht weil der Fahrer gerade beim Mahjongg spielen so dermaßen betrunken ist, dass der LKW dort auch nicht wegbewegt werden kann. Die Straße ist an keiner Stelle breit genug für zwei Autos und ein Hindernis. Auch kann nicht auf den Seitenstreifen ausgewichen werden, da direkt neben der Straße beispielsweise Bäume, Häuser oder Felsen stehen. Nochmal kurz: Entweder ist Platz für ein Hindernis und ein Auto oder für zwei Autos.

Jetzt kommen von beiden Seiten Autos, und es entsteht die folgende Situation.



Weil sich das schwarze und braune Auto nun gegenseitig behindern, ist die Straße blockiert. Vermutlich kann auch aus kulturellen Zwängen niemand zurücksetzen oder auf den anderen warten. Es würde für einen der beiden Autofahrer bedeuten, das Gesicht zu verlieren. Unabhängig vom Gemeinwohl, für welches es wohl sinnvoller wäre, wenn einer der beiden wartet, kann man keinem zumuten, sein Gesicht zu verlieren. Keiner wird warten oder zurücksetzen, man blockiert die Straße. So wie Nash es gesagt hat, es entsteht auf Grund von nicht-kooperativem Verhalten eine Situation, in der keiner profitiert - ein klassisches Nash-Gleichgewicht!

Ich denke mir hier nichts aus. Das passiert - tagtäglich. Erst Donnerstag habe ich u.a. wegen einer solchen Situation meinen Chinesisch-Kurs verpasst. Es setzt keiner zurück, es wartet keiner. Warten wäre so oder so ganz mies, weil dann erstmal alle von der Gegenseite fahren. Es kommt keiner auf die Idee, jetzt zunächst denjenigen fahren zu lassen, der freundlich gewartet hat. Bitte - verurteilt mich nicht, fragt mich nicht - ich weiß nicht was mit den Chinesen in solchen Situationen los ist. So etwas liegt nicht daran, dass vor 20 Jahren kaum ein Chinese Auto gefahren ist. Das hat nichts mit Verkehrsregeln meiner Ansicht nach zu tun, dass ist gesunder Menschenverstand, Logik, ein bisschen länger nachdenken oder ähnliches.

Besonders genial wird es, wenn folgendes passiert:



Und wieder: So etwas passiert! Ganz, ganz ehrlich! Die grauen Autos auf der linken Spur wollen nun schneller an dem Stau vorbei, als die grauen Autos auf der rechten Spur. Selbstredend entsteht auf der anderen Seite rechts vom gelben Hindernis exakt die gleiche Situation.

Ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen in China jedes Jahr jämmerlich verhungern, weil sie sich gegenseitig die Straße blockieren. Am Donnerstag war die Lösung, dass vom Ende der Schlange an die grauen Autos gewendet haben, und wieder zurückgefahren sind. Andere Möglichkeit wäre, dass der Fahrer des gelben LKWs all sein Geld beim Mahjongg verzockt hat, und nun sturzbetrunken und frustriert nach Hause fährt. Nicht ohne dabei noch ein paar Leute über den Haufen zu fahren - aber immerhin verhungert niemand in seinem Auto.

Nun gut, so viel zu meiner Verknüpfung der Situation in chinesischen Straßen und dem Nash-Gleichgewicht,

Schöne Grüße, Jörg!

PS: Nach dem schriftlichen Aufregen, brauch ich nun erstmal etwas, was mich wieder beruhigt ... ich werd mal zur Massage gehen :-)!

PPS: Ich habe das nirgendwo abgeschrieben, diese Überlegung ist alleine auf meinem Mist gewachsen, sofern nicht mit einem Link auf eine andere Quelle gekennzeichnet. Deswegen behalte ich mir sämtliche Copyright-Rechte vor. Auch die professionellen Bilder habe ich selbst gemacht!

29. Oktober 2008

Hallo, mein Name ist Rakete!

Chinesen sind bei der Namensgebung ihrer Kinder schon sehr kreativ. Wenn es dann auch noch darum geht, sich selber bzw. seinem Kind einen englischen Namen zu verpassen, dann sind der Phantasie alle Tore geöffnet. Alleine beim TÜV in China gibt es Octavia, Morning, Vienna, Mirror, Winter, Snowman, Rainman und so weiter. Mandela ist in China eine Frau. Auch den Namen Jericho gibt es bei uns in der Firma. Zwar gibt es den Namen Jericho tatsächlich als Männernamen und nicht nur als Stadt im Nahen Osten, aber unsere TÜV Jericho ist eine hübsche Frau. Ach so, und dann gibt es noch Rocket. Rocket arbeitet im übrigen in der selben Abteilung wie Rainman in Shenzhen.

Vicky hat mir erzählt, dass eine ihrer Kolleginnen auf der wunderschönen Namen "Swallow" hört. Swallow, die Schwalbe! Schöner Name, oder? Nur leider kann "swallow" auch mit "schlucken" übersetzt werden. In diesem Sinne, "Schluck, Du Luder ...!"

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

23. Oktober 2008

Ich besuche meine Schwester ...

Wenn ich schreiben würde, ich besuche meine Schwester in München, wo ich doch eigentlich nur einen Bruder in Dresden habe, wäre die Mehrheit der Leser die mich kennen ziemlich irritiert. In China wär' das weniger der Fall. Ich weiß nicht ob pauschal alle Verwandten der gleichen Generation in China Brüder und Schwestern sind oder ob dies nur auf Cousins und Cousinen zutrifft, da bin auch ich überfragt.

Jedenfalls hat mir eine Freundin vor kurzem erzählt, dass sie ihre "Schwester" besucht. Ich war schon am Grübeln. Gab es da nicht die "Ein-Kind-Politik" in China? Ist immernoch so, und die Eltern der Freundin haben auch nur ein Kind. Da man aber deswegen ja keine Brüder und Schwestern mehr hat, macht man im Sprachgebrauch einfach die Cousins und Cousinen zu Brüder und Schwestern.

In diesem Sinne, liebe Brüder und Schwestern und alle anderen,

Schönen Gruß aus Guangzhou, Jörg!

PS: Diddi hat mir gesagt, er würde sich wieder mehr Berichte zu kulturellen Unterschieden bzw. zu witzigen oder kuriosen Situationen wünschen. Zudem sind laaaaange Reiseberichte nicht jedermanns Sache. Daher werde ich versuchen öfter mal einen Quickie wie diesen zu schreiben.

22. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 3)

Angekommen habe ich mich erstmal ein wenig ausgeruht. Wie schon geschrieben war dies auch nötig. Am Abend haben wir dann "Sichuan Entensuppe" gegessen. Das muss man sicher eher wie ein Fondue vorstellen, in dem neben der Ente alles mögliche gegart wurde. War recht lecker, auch wenn die Ententeile komplett mit Halsstückchen im Pott lagen. Danach ging es noch zur Fußmassage. Und das war richtig genial - das fehlt in der Art sogar in Guangzhou!

Man stelle sich einen extra Teil eines Hotel vor, der sich auf den ersten drei Etagen des Hotels erstreckt. Im Eingangsbereich hat man zunächst die Schuhe gewechselt. Weiter ging es in die zweite Etage, wo neben zwei,drei Pooltischen und einem Snookertisch auch Tischtennisplatten zur freien Verfügung standen. Auch duschen hätte man können. Dann konnte man wählen, wo man sich die Füße massieren lässt. Zum Beispiel in einem Kino, wo vor jedem gemütlichen Kinosessel nochmal die obligatorischen Hocker standen - einen für die eigenen Füße, ein anderer für die Masseuse bzw. den Masseur. Leider lief nur ein chinesischer Film, so dass ich nichts verstanden hätte. Also wählten wir einen "private room" für zwei Personen. Dieser war ausgestattet mit weichem Teppich, zwei bequemen Schlafsesseln und wieder den Höckerchen für Füße und Masseuse. Dazu gab es noch ein riesigen Fernseher mit DVD-Player und Soundanlage. Und da 110 Minuten gut reichen für einen Film, haben wir uns aus der DVD-Kollektion des Massageladens "Shrek 2" angeschaut. Meine Masseuse war auch eine sehr hübsche - der Masseur von Audrey sah in chinesischen Augen sicher auch nicht schlecht aus.

Eine Fußmassage beginnt mit einem obligatorischen Fußbad, weil die Masseure ja auch nicht unbedingt dreckige Füße anfassen wollen. Währenddessen gibt es im Sitzen schon Massage für Rücken, Nacken und Arme. Danach sind die Füße dran. Sehr ausgiebig, fast eine Stunde. Am Ende wurde im Liegen nochmal der Rücken für gut eine halbe Stunde bearbeitet. "hen shufu 很舒服" - sehr angenehm!

Am nächsten Tag sind wir rund zwei Stunden mit drei verschiedenen Buslinien in einen Außenbezirk von Chengdu gefahren - eigentlich nach deutschen Maßstäben eher eine eigene Stadt. Dort haben wir einen ehemaligen Kommilitonen von Audrey getroffen, der in der historischen Stadt "Luo Dai" bei der örtlichen Verwaltung arbeitet. Da dort Feierlichkeiten zum "national holiday" statt fanden, war es sehr voll. Die Architektur war historische chinesische Architektur, die sehr gut erhalten war.

Danach ging es noch weiter in die Nähe einer Nachbildung von einem Stück "chinesischer Mauer". Es war definitiv nicht das Original, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, halb Chengdu wollte dorthin. Und so geschah es auch, dass mitten im nichts, nur auf einer schmalen Straße, plötzlich Stau war - in beide Richtungen. Vor Ort gab es in meinen Augen aus Pferdereiten und der Nachbildung der chinesischen Mauer in der Hügellandschaft nichts besonderes.

Spektakulärer war die Rückfahrt. Da ja halb Chengdu dort war, waren die öffentlichen Busse heillos überfüllt. Und auch dumm schauen hätte nichts gebracht, denn die Leute standen nicht ordnungsgemäß in einer Reihe, sondern in einem Riesenpulk, und versuchten sich in die Busse hineinzuquetschen. Anstellen auf chinesisch. Somit haben wir auf der Rückfahrt einen privaten "Schwarzfahrertaxi" angeheuert. Zusammen mit einer chinesischen Familie sind wir zu sechst in einem kleinen Suzuki Alto Lizenzbau gefahren. Über holperige Schlammpisten ist unser Fahrer wie ein Rallyefahrer durch wunderschöne Hügel- und Berglandschaften gedüst, mit weiten Tälern mit ein paar Gemüseanbauen und viel unberührter Natur. Den Rückweg von "Luo Dai" nach Chengdu mussten wir auch mit einem weiteren "Schwarzfahrertaxi" fahren, da auch in "Luo Dai" die Busstation heillos überfüllt war. In "Luo Dai" muss meiner Vermutung nach die andere Hälfte der Bevölkerung von Chengdu gewesen sein. Ich will an dieser Stelle meinen Respekt gegenüber den Chinesen ausdrücken, die sich dort anstellen. Nicht jeder hat die Möglichkeit das Geld einem privten "Schwarzfahrer" in den Hals zu werfen und so bleiben nur zwei, drei Stunden anstehen.

Samstag ging es noch zu einem Tempel und abends Hotpot essen - diesmal nach Sichuan-Art. Zu meiner Überraschung war dieser aber auch nicht schärfer als der Hotpot in Guangzhou beim "xiao fei yang 小肥羊". Wahrscheinlich härtet man auch ein wenig ab.

Nicht abgehärtet wird man jedoch was Erkältung und Verspätung angeht. Ich hatte schon eine Erkältung, und was sich dann mit meinem Flug nach Guangzhou ergeben hatte, hat mir den Rest gegeben. 18:20 am Sonntag sollte eigentlich mein Flug nach Guangzhou abheben. Von China Southern Personal am Gate gut zwei Stunden lang keine Spur. Ich habe dann mit meiner Bordkarte einen Mitarbeiter einer anderen Airline gefragt, was denn los sei. Immerhin habe ich schon gut 3 Stunden auf mein Boarding gewartet. Der Mitarbeiter sagte, dass der Flug vielleicht gestrichen wurde. Ich wurde zum China Southern Schalter in der Vorhalle geschickt. Dort sagte man mir, dass der Flug auf jeden Fall fliegt. Ich ging wieder zurück zum Gate. Dort kam dann nach einer halben Stunde eine Mitarbeiter mit China Southern Umhängeschild. Es war gegen zehn, als mir gesagt wurde "Hotel", mehr konnte ich von keinem Mitarbeiter erfahren mangels meiner Chinesisch- und deren Englischkenntnisse. Nur zur Erinnerung, Chengu hat einen internationalen Flughafen mit Flügen nach u.a. Singapur und Amsterdam.

Das Hotel war ein billiges Zwei-Sterne-Hotel. Ich versuchte noch jemanden zu fragen, wann denn nun mein Flug geht. "dian hua 电话" war die Antwort. Ich vermute, das sollte bedeuten, man ruft an, wenn es soweit ist. Ich schaute mir mein Hotelzimmer an, und stellte fest, dass es schon ganz schön runtergewirtschaftet war. Die kleine Badewanne betrat ich zum Duschen mit den obligatorischen Hotelschlappen, der Hygiene wegen. Wenigstens war die Bettwäsche sauber. Ich schlief irgendwann gegen 23.30 ein. Etwas mehr als eine gute Stunde klingte mich das Telefon aus dem Schlaf. Jemand der nur chinesisch sprach erzählt mir etwas. Ich antwortete auf chinesisch: "Sprich Englisch, bitte!" "Bitte warten sie!" Aufgelegt. Ich ahnte nun schon was war, mein Flug ging doch noch. Ich packte schnell alles zusammen und war schon fast zur Tür hinaus, als nochmal das Telefon klingelte. "Flight, check-out, please!" Na alles klar! Gegen 01:00 war ich also wieder am Flughafen. Am Gate bekam jeder Fluggast anstandslos 100 RMB in die Hand gedrückt. Kurz vor 01:30 ging es dann endlich los nach Guangzhou. Sieben Stunden Verspätung. Den Grund habe ich nicht erfahren und werde ihn wahrscheinlich nie erfahren. Ich weiß nur von Kollegen, dass es an diesem Tag in Guangzhou heftig geregnet hat. Gegen 03:30 war ich dann in Guangzhou und bin mit dem Taxi nach Hause gefahren. Das hat mich 130 RMB gekostet - der Flughafenbus, der aber mitten in der Nacht nicht fährt, hätte mich 20 RMB gekostet. Jetzt wusste ich, wofür ich in Chengdu die 100 RMB bekommen habe. Irgendwann um 04:30 war ich zu Hause - schlief ein, um eine paar weniger schöne Erfahrungen reicher, aber auch mit zahlreichen interessanten und aufregenden Erlebnissen.

Das waren also meine sieben Tage Sichuanurlaub plus Verlängerung. Um ein kleines Fazit zu ziehen: Reisen in den "golden weeks" - also National Holiday und Chinese New Year - ist teuer und oft nichts für schwache Nerven. Dennoch, Sichuan ist eine Reise wert. Genau genommen sogar mehrere Reisen, nicht nur wegen Audrey!

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

8. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 2)

Mittwoch, 03:30 sollte eigentlich der Wecker klingeln, aber schon etwa 15 Minuten vorher klopfte es an unserer Hoteltür. Ich kam mir vor wie bei der Bundeswehr, mitten in der Nacht verlangte eine fremde Person von mir, dass ich aufstehen solle. Sie reichte uns unsere Nummernschildchen, die nun bis Abend unser Schicksal bedeuteten - "33". Nach etwa 30 Minuten waren wir auch schon beim Frühstück im Eingangsbereich unseres Hotels. Audrey frühstückte und ich rief meine Eltern an, um auch mal eine gute Nacht wünschen zu können. Das Frühstück habe ich sein lassen; es gibt besseres als klebrige Reissuppe - auch Congee genannt - zum Frühstück. Zum Beispiel abgepackte Muffins. Wenig später ging es in einem völlig überfüllten Bus zum Eingangsgebäude des Emeishan Nationalparks. Dort sollten wir dann auf unsere Reiseleiterin warten. Wieder vergingen Minuten die über Sehen oder Nicht-Sehen des Sonnenaufgangs unterscheiden konnten. Ich dachte mir mein Teil, im Hinterkopf die Worte des "Lonely Planet". Gegen 04:45 kam sie mit den Eintrittsticket angerannt und nur 5 Minuten später saß unsere Reisegruppe im Bus. Etwa eine halbe Stunde laberte sie unsere Gruppe auf chinesisch zu. Audrey konnte nur Teile übersetzen. Die Serpentinen wurden mehr und enger. Fast der ganze Bus gab dem Reiscongee wieder freien Lauf.

Kurz nach 06:00 waren wir am großen Busparkplatz angekommen. Nun gab es noch einen Aufstieg von etwa 30 Minuten hinauf zur Seilbahnstation, und die Morgendämmerung setze ein. Dieser Aufstieg machte mir auch ein wenig zu schaffen, denn immerhin waren wir nun auf ca. 2500m über dem Meeresspiegel. An der Seilbahnstation war nochmal warten angesagt. Der "Lonely Planet" war wieder in meinen Gedanken: "Nur wenige finden sich rechtzeitig ein." Zehn vor sieben waren wir dann in der Seilbahn und die Fahrt ging recht schnell - keine fünf Minuten dauerte diese Fahrt. Fünf vor sieben waren wir dann auf der Spitze des Emeishan und ziemlich genau jetzt zeigte sich die Sonne mit ihren ersten Sonnenstrahlen. Wir waren also doch pünktlich. Obwohl die Reiseleiterin mich ziemlich genervt hat mit dem militärischen Anweisungen a la "schnell, schnell", "hier hin", "da warten" und "dort sammeln" hatte sie durch ihre resolute Art es dennoch geschafft uns pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Berg zu bringen.

Dann wurde etwas ruhiger. Nach dem Betrachten des wirklich wunderschönen Sonnenaufgangs sollte dann noch eine Tempeltour statt finden mit unserer Reiseleiterin. Da ich aber nichts verstand hab ich mich von Gruppe entfernt und Audrey gesagt, sie soll mich einfach anrufen wenn es wieder weiter geht. Kurz später stand auch Audrey neben mir und meinte wir haben jetzt bis um 09.15 zur eigenen Verfügung. Genug Zeit für Fotos, alles in Ruhe anzuschauen und ein wenig Frühstück von den mitgebrachten Vorräten. Auch Audrey hatte ja wieder einen leeren Magen.

Warum wir nun ausgerechnet auf diesen Berg gestiegen sind, liegt daran, dass es ein heiliger Berg für die Buddhisten ist und außerdem eine spektakuläre Aussicht bietet. Der Rest wird durch die Fotos wahrlich besser beschrieben als es meine Worte können.

Nach der Rückfahrt mit der Seilbahn mussten wir auf dem Abstieg entlang bei den berühmten räuberischen Affen des Emeishan. Angeblich können die sehr gefährlich sein. Aber wenn ungefähr 500 Chinesen um ca. acht Affen herumstehen, ist die Gefahr doch eher gering. Dennoch griffen die Affen mutig bei den Touristen Futter ab. Audrey hatte extra noch Erdnüsse im Carrefour in Chengdu gekauft, um auch die Affen füttern zu können. Aber diese geben sich laut Informationen der Reiseleiterin schon lange nicht mehr mit Erdnüssen ab - frisches Obst und Kuchen stehen nun auf dem Speiseplan. Dadurch waren die Kollegen auch ziemlich übergewichtig, aber immernoch fitt genug um auf den Felsen herum zu klettern. Einer der Affen gab auch der Natur freien Lauf, direkt in Richtung Menschenmassen. In dem Gedränge eine spassige Angelegenheit, wie die Leute versuchten nur schnell weg von dem Affen zu kommen. Ich war nicht so nah dran - zum Glück.

Nach dem Abstieg und nochmal gut einer Stunde Busfahrt - wieder mit einigen Chinesen die sich übergeben mussten - gab es dann auch schon Mittagessen. Am Nachmittag wurden noch ein paar Tempel angeschaut, die aber im dicken Nebel versteckt waren, sodass sich eine bizarre Szenerie ergab. Unsere Reiseleiterin war nun deutlich relaxter. Leider ging mir dann der Akku zur Neige und ich konnte keine Fotos mehr machen. Der Wechselakku lag im Hotel, und auch meine kleine Kompaktkamera mit den Akkus im Rucksack - ich hab mich ganz schön geärgert. Der weitere Abstieg ging nämlich in einem Flusstal weiter, mit vielen smaragdgrünen Stauungen und interessanten Felsen, dutzenden kleinen Wasserfällen und einfach nur herrlicher Natur.

Zurück im Tal haben wir dann unser Gepäck aus dem Hotel geholt und sind weiter nach Leshan mit dem Bus - nach etwa anderthalb Stunden Wartezeit. Wir haben noch Busfahrkarten für den letzten planmäßigen Bus erhalten. Der war aber angeblich kaputt, und die Ersatzbusse brauchten noch eine Weile. Wie bereits im ersten Teil erwähnt, der Busfahrer nach Leshan hatte genau so eine Macke und musste stets und ständig hupen.

Dann in Leshan begann das Drama des Hotelzimmersuchens. Am 1.Oktober in China ohne eine Reservierung in eine touristisches Hochburg zu fahren ist auch sehr mutig - was uns ziemlich schnell klar wurde. Schon bei der Ankunft wollten die Taxifahrer, als sie von unserem Vorhaben hörten nach einem Hotelzimmer zu suchen, nicht nach Kilometern sondern nach Minuten bezahlt werden. Nach über einer Stunde vergeblicher Suche, haben wir dann in einem Motel ein Zimmer bekommen. Und das war wohl die Krönung im negativen Sinne in diesem Urlaub. Ein Zimmer ohne Fenster, mit Klo und Duschkabine im Zimmer. Nur ein etwa drei Meter breiter Duschvorhang diente als Raumteiler. Das Ganze für 220 RMB - in ChengDu bezahle ich 260 RMB für ein 4-Sterne-Hotel! Zudem stank es ziemlich. Trotz fehlender Fenster gab es auch noch reichlich Mücken in unserer netten Absteige. Ich habe nur wenig geschlafen, und wenn auch nicht besonders gut. Ich habe mich alles andere als wohl gefühlt.

Nach Leshan waren wir gekommen, um eine große Buddhastatue zu sehen. Dafür sind wir zeitig aufgestanden - das Motel lud eh nicht zum lange verweilen ein - und sind zum Hafen gefahren. Dort haben wir schnell noch gefrühstückt, so wie Chinesen halt frühstücken. Es gab Jiaozi, Reiscongee für Audrey und so eine Art Pfannkuchen (Eierkuchen, Plinse, Crepe - je nach Region des Lesers). Ziemlicher Wucher für 50 RMB, da waren Audrey und ich uns einig. Dann ging es aufs Schiff. Es stand aber keine stundenlange Bootsfahrt an. Es ging nur 5 Minuten zum anderen Ufer, und dort wurde dann 15 Minuten gegen den Strom gesteuert, damit man Blick auf die große in Felsen gehauene Buddhastatue hat. Ist schon mächtig groß - 71 Meter hoch - und gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Leider hatten wir hier so richtig Pech mit dem Wetter. Dicker Nebel, so dass man nicht mal richtig das andere Ufer des Flusses sehen konnte. So breit war der Fluss gar nicht.

Dann ging es wieder 5 Minuten mit dem Boot zurück, und wir haben die Rückreise nach Chengdu angetreten. Nach diesem Hotelerlebnis wollten wir nur noch zurück nach Chengdu und wieder in mein gemutliches Hotelzimmer. Erstmal eine Mütze Schlaf nachholen, was nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf auch bitter nötig war. Was wir die restlichen drei Tage gemacht haben, erzähle ich im dritten Teil. Nochmal ein Tempel, eine typisch chinesische antike Stadt und ein Massageetablissement, in dem man sich während eines Kinofilms die Füße massieren lassen kann.

Wie versprochen auch schon die Bilder von der gesamten Reise,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

Sichuan Urlaub - National Holidays 2008

7. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 1)

Hier in China stand mal wieder eine Woche Urlaub an, diesmal auf Grund der Nationalfeiertage vom 1.10. bis 3.10. Das Ganze wird dann so gehandhabt, dass man das Wochenende davor arbeitet, um zwei zusätzliche Tage zu den drei Feiertagen zu haben. Inklusive des folgenden Wochenendes sind das dann sieben freie Tage am Stück. Ich entschied mich zu meiner Begleitung Audrey zu fliegen und dann sieben Tage in Sichuan zu verbringen. Auf dem Programm stand Emeishan, Leshan und die Umgebung von Chengdu zum zweiten.

Am Montag Nachmittag ging es mit einem nur 20 Minuten verspäteten Flug los. Ich hatte Fensterplatz 14A bekommen, und den bekam ich auch. Nur leider ist dieser Platz in der B737-300 der Air China kein wirklicher Fensterplatz. Ich hatte Flugzeugrumpf ohne Fenster links neben mir. Schöne Bescherung. Nach knapp 2 Stunden landete ich in Chengdu und fuhr ins Hotel. An dem Tag gab es keine weiteren Vorkommnisse.

Dienstag morgen ging es dann los, erst zu Audrey um noch ein paar Sachen im großen Backpacker-Rucksack zu tauschen. Ich lies ein paar Klamotten in ihrer Wohnung, dafür stopfe sie ihre Sachen dort hinein. Ich bin ja so ein Guter ...

Ich empfehle noch mal den letzten Blogeintrag und meinen Kommentar zur Taxisituation in Chengdu, um zu verstehen, wie wir dann mit zwei verschiedenen Bussen zum Busbahnhof gefahren sind, um dort unsere Reise nach Emeishan anzutreten. Nach etwa 30 Minuten hatten wir die Bustickets und sind dann in die große Wartehalle gegangen, die total überfüllt war. Ich konnte das Ende der Schlange für den Bus nach Emei nicht ausmachten, also machte ich es chinesisch und stellte mich dumm guckend - wie Ausländer nun mal so gucken in China - irgendwo nicht zu weit vom "Busgate" in die Schlange. Nachdem wir nach weiteren 30 Minuten im Bus waren, sagte mir Audrey, dass sich andere Gäste aufregten, dass sie bis zu 2 Stunden warten mussten. Ehrlich - ich hab das Ende der Schlange nicht ausmachen können. Außerdem hab ich ja dumm geguckt!

Die Fahrt verlief bis auf ein paar Kilometer miesester Holperstrecke problemlos, wäre da nicht dieser Busfahrer gewesen. Im Schnitt alle 20 bis 30 Sekunden musste er hupen. Und ich hatte das Gefühl in Reihe 2 direkt neben der Hupe zu sitzen. Ich konnte nicht ausmachen, warum er hupt. Manchmal um die neben sich fahrenden Fahrzeuge darauf hinzuweisen, dass der klitzekleine Bus sich nun in ihrem toten Winkel befindet, manchmal um das Herannahen zu signalisieren. Manchmal aber auch einfach nur so. Aus Langeweile, um sich selber wach zu halten oder was auch immer. Ich weiß nur, dass ich nur knapp an einem chronischen Tinitus vorbeigeschrammt bin. Eins vorweg gegriffen vom Mittwoch, der Busfahrer von Emeishan nach Leshan hatte die selbe Macke.

In dem Touridorf am Fuße des Emeishan suchten wir dann ein Hotelzimmer. Ich bemühe mich optimistischer zu werden und habe außer dem Hotel in Chengdu nichts gebucht gehabt. Ein Taxifahrer, der uns von Emei ins Touridorf vom Emeishan fuhr, meinte es weiß da noch was - nicht ganz 3 Sterne, eher so 2 Sterne. Für 280 RMB bekamen wir ein ziemlich einfaches Zimmer - auf jeden Fall auch keine 2 Sterne - Audrey meinte totale Abzocke, aber es sind halt "National holidays". Nochmal zum Vergleich - in Chengdu habe ich 4 Sterne für 260 mit Frühstück! Ich lege nicht auf Hotelsterne wert, aber irgendwie muss man sich ja orientieren. Jedenfalls war das Zimmer am Abend nach einer halben Stunde Jagd auch mückenfrei.

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vom Fuße des Emeishan, da wo wir jetzt waren, waren es noch mal anderthalb Busstunden zur Seilbahn, die auf den Berg fuhr. Auf dem Berg irgendwo gibt es auch Hotels oder man kann auch in den buddhistischen Klöstern übernachten. Man hätte also gut einen Tag wandern müssen, um auf dem Berg zu übernachten, wenn man selber hätte laufen wollen. Ich habe mit Audrey angesichts unserer Planlosigkeit heftig diskutiert. Fakt war, sie wollte den Sonnenaufgang und die Affen auf dem Emeishan sehen, ich hatte in dem Moment gar kein Plan, was ich überhaupt wollte. Mein Blick war sorgenvoll auf die Karte und die doch immensen Entfernungen, die zu laufen gewesen wären, gerichtet. Nach einer Weile war mir klar, wir müssen es so machen, wie alle Chinesen: 03:30 aufstehen, und eine geführte Tour mitmachen. Ich will mal den Lonely Planet an dieser Stelle zitieren: "Für einen Tagesausflug können die meisten Hotels einen Platz im Bus buchen, der um 3.30 Uhr (!) abfährt und bei den chinesischen Touristen beliebt ist, die ein bisschen schummeln und den Sonnenaufgang ohne schweißtreibende Aktivitäten sehen wollen. Man muss aber mit einem Verkehrsstau am Eingangstor und einem enormen Touristenstrom rechnen. Nur wenige finden sich rechtzeitig ein."

Wir buchten also am Abend noch so eine geführte Tour für den nächsten Tag - eigentlich spielte ich mit um Audrey zufrieden zu stellen. Die große Frage stand im Raum: Sehen wir überhaupt den Sonnenaufgang? Sehen wir die Affen am Emeishan? Was sieht man überhaupt bei so einer chinesisch geführten Tour? Und was ist überhaupt so besonders an diesem Berg "Emeishan"? Diese Fragen werde ich im zweiten Teil beantworten, den ich die nächsten Tage schreibe werde. Im zweiten Teil gibt es dann auch schon den Link zu den Fotos - versprochen!

Bis zum zweiten Teil, schöne Grüße, Jörg!

1. September 2008

Besuch bei den Pandabären

Am Wochenende bin ich mal nach Chengdu geflogen, um mir die Pandabären anzuschauen. Ich habe auf Grund eines Insidertipps erfahren, dass auf Grund des Erdbebens im Mai in Sichuan die Preise in der Region dort für Hotels recht niedrig sein sollen. Abgesehen vom Flug war dem auch so. 25 Euro pro Nacht in einem chinesischen 4-Sterne-Hotel incl. Frühstück. Ich habe ja nicht das erste Mal in einem chinesischen 4-Sterne-Hotel übernachtet, umso angenehmer war ich überrascht, dass dieses Hotel die 4 Sterne auch wert war. In China ist 4-Sterne-Hotel ein sehr, sehr dehnbarer Begriff.

Aber ich vermute, die wenigsten wird interessieren was ich fürs Hotel bezahlt habe. Also zur Sache:

Am Freitag Abend mit knapp einer Stunde Verspätung hob die A319 der Sichuan Airlines vom New Baiyun International Airport Guangzhou ab in Richtung Chengdu. Etwa 45 Minuten nach Mitternacht war ich dann in Chengdu und bin mit der Freundin, die mich am Flughafen erwartete, ins Hotel gefahren. Da es im Flugzeug kein Essen gab war ich sehr hungrig. Bis zur Ankündigung der Verspätung war ich auch sehr knapp in der Zeit war und habe dummerweise erst hinter dem Securitycheck von der Verspätung erfahren, sodass auch McDonalds nicht mehr drin war. Manchmal hat man in China das Gefühl, die machen das mit Absicht. Somit konnte ich feststellen, dass KFC in Chengdu nur bis 23.00 auf hat, aber es wie in jeder vernünftigen chinesischen Stadt Läden gibt, die 24 Stunden geöffnet haben. Instant noodles und ein Maiskolben gab es also dann noch zum Abendessen - eigentlich wohl eher "Mitten-in-der-Nacht-Essen".

Leicht übermüdet, aber dann doch satt, bin ich gegen 2.30 ins Bett um am nächsten Morgen fit zu sein. Um 9.30 fürs Frühstück aufgestanden, gab es nämlich nur bis 10.00, und dann nach etwas Schlaf sind wir gegen 11.30 endlich zu den Pandas gefahren. Hierbei sei angemerkt, dass es sich dabei nicht um einen Zoo handelt, sondern um eine Pandazuchtstation. Dennoch ist diese Zuchtstation, in der es rein um Fortpflanzung geht, sehr schön als Park angelegt. Im Park gibt es die Großen Pandas, so wie man sie sich vorstellt, und rote Pandas, die ein bisschen wie Waschbären aussehen. Die großen Pandas waren bei unserer Ankunft ziemlich faul und lagen nur in ihren klimatisierten Behausungen rum und schliefen. Wirklich unglaublich "sooooo cute" wie meine Begleitung meinte, waren die Pandababys, bei denen man leider keine Fotos machen konnte. Ich weiß jetzt auch, dass ein Panda wie ein Nacktmull zur Welt kommt - rosa mit nur ein paar Borsten. Nur die Pandas sehen im Gegensatz zum Nacktmull so schon drollig aus. Mit den älteren haben schon die kleinen eines gemeinsam - sie schlafen die meiste Zeit. Die roten Pandas waren da schon agiler und kletterten auch in den Bäumen des Freigeheges herum. Kurz bevor es wieder zurückgehen sollte, haben wir nochmal in einer Behausung geschaut, ob die Jungs und Mädels wach sind, und tatsächlich: Einer der großen Pandas putze sich vor unseren Augen in aller Ruhe zwischen den Beinen und ein anderer futterte ganz gemächlich Bambus.

Nach der Pandabärenaufzuchtstation ging es wieder zurück Downtown und ein wenig durch die geschäftigen Straßen von Chengdu. Chengdu ist schöner als Guangzhou, etwa vergleichbar mit Hangzhou, wo ich meinen ehemaligen Kommilitonen Robert besucht habe. Vom Erdbeben welches keine vier Monate her ist und auch in Chengdu ziemlich heftig gewesen sein soll hab ich keine Spur gesehen. Nicht mal Risse in der Häuserwand.

Am Abend ging es dann noch in die Jin Li Straße. Dort findest man alte chinesische Architektur, buntes Treiben, viele Fressbuden, Bars und Kunsthandwerk. So eine Mischung wie auf Weihnachtsmärkten oder Mittelalterfesten - oder halt Mittelalterweihnachtsmärkten. Da gab es für mich noch eine sehr sehr merkwürdige Begegnung mit einem sehr alten Chinesen, angeblich 95 Jahre alt. Master Ye, seines Zeichens Kungfu, Fengshui und "Alles-mögliche-Meister" wollte sich mit mir unterhalten und zeigte uns nach einer Weile Bilder, wo er mit seinen Schülern, aber auch Berühmtheiten, wie zum Beispiel Evander Holyfield und Da Shan zu sehen war. Nur merkwürdiger Weise durften wir uns das Album mit den Berühmtheiten nicht so genau anschauen wie das erste. Photoshop manipulierte Bilder vielleicht? Als wir mit ihm ein Foto machen wollten hatte er ganz schnell seinen Fächer vor dem Gesicht und meinte, ich solle erst meine Kontaktdaten aufschreiben. Er mache dann ein Foto und sendet mir das zu. Ok, dachte ich, ich schreib mal meine e-Mail-Adresse auf, bei der mir leider ein Zahlendreher geschehen ist. Meine Begleitung, der die Sache von Anfang an anrüchig war, hat dann aber doch ein Foto gemacht. Dass Master Ye nun keinen Kontakt zu mir aufnehmen kann, werde ich vermutlich bitter bereuen. Wahrscheinlich wird er mir einen buddhistischen, taoistischen oder konfuzianischen Fluch auflegen, weil alle diese Religionen hat er studiert. In China scheint man nicht Gläubiger einer Religion sein zu müssen, man kann, wenn man sich nicht sicher ist vor welchem Altar man rumrutschen soll, einfach alle studieren. Das Richtige wird dann schon dabei sein. Im Endeffekt war mir die Sache ziemlich unheimlich und ich war ziemlich verunsichert, welchem Trickbetrüger ich nun aufgesessen bin. Aber außer meinem chinesischen Namen, meiner Sinnlos-e-Mail-Adresse mit Zahlendreher hatte er ja nur - nun ja - ein Bild von mir und ihm. Vermutlich wird er mich bald seinen nächsten Opfern als Schüler oder Lügner vorstellen. Wohlwollend gedacht war es einfach nur ein Fengshui-Meister der meinen Kontakt wollte, damit er mir später schreiben kann. In etwa so: "Weiser Jörg, ich habe unser Treffen in guter Erinnerung ... als Freunde sind wir auseinander gegangen ... als Freund muss ich Dir sagen, das mich Dein Bild beunruhigt ... mit Deinem Fengshui steht es nicht zum besten ... ruf mich an, ich werde Dir helfen und Dein Fengshui ins Reine bringen ... Meister Ye." Alles klar! Der gute alte Mann hatte auch einen Batzen Kohle und ein schickes Nokia N95 ...

Der nächste Tag begann mit dem Besuch der großen Mao-Statue. Der Volksmund erzählt sich, das Chairman Mao auf dem Tianfu-Platz seine Hand nicht zur Begrüßung des Volkes erhebt, sondern weil auch er Probleme hat - wie alle anderen auch - ein Taxi zu bekommen. Meine pragmatische Art und Weise sagt mir, ein typischer Fall von Angebot, Nachfrage und Preis. Der Kilometer kostet hier nur 1,40 Yuan, das ist beinahe die Hälfte von dem, was es in Guangzhou kostet. Somit wird Taxi fahren für alle und jederzeit erschwinglich und zudem für die Taxifahrerzunft wenig lohnenswert. Ihr könnt ja Euren deutschen Taxifahrer des Vertrauens mal fragen, ob er für 14ct pro Kilometer noch Taxi fahren würde.

Dann ging es weiter in den Qingyang-Gong-Tempel. Erstmal das eventuelle böse Fengshui von Meister Ye wieder los werden. Da ich aber nicht weiß, wie in einem der größten taoistischen Tempelanlagen der Region gebetet wird, hab ich einfach im Tempel der grünen Ziege einfach mal eine Ziege vom Zickenbart über den Kopf und Rücken bis zum Schwanz gestreichelt. Soll man so machen, aber bitte mit der reinen linken Hand. Woher die Ziege wissen will, welche meine reine Hand ist, weiß ich auch nicht. Zufälligerweise ist ja Yang 羊 (steht im chinesischen für Schaf und Ziege beiderlei) mein chinesisches Tierkreiszeichen. Also mein Ying und mein Yang, mein Feng und mein Shui, mein Dong und mein Xi, mein Tian und mein Mu und was sonst noch so in der Balance sein sollte, wird nun wieder "ok la" sein.

Danach ging es noch in die Kuanxiangyi Straße, ähnlich wie die Jin Li Straße vom Vortag, nur weniger lebhaft, weil es noch nicht Abend war. Aber für traditionelle chinesische Architektur und ein paar Bilder davon war es genau richtig - bei strahlendem Sonnenschein wie fast die ganzen zwei Tage in Chengdu.

Es gab dort noch etwas verspätet gegen 14.00 Mittagessen und dann musste ich auch schon so langsam wieder an die Rückreise denken. Für etwas weniger als zwei Tage habe ich eine ganze Menge erlebt und gesehen. Chengdu werde ich mit Sicherheit nochmal besuchen, bis dahin steht aber erstmal das tägliche Leben im weniger bezaubernden Guangzhou auf dem Programm.

Schöne Grüße, jetzt wieder aus Guangzhou, Jörg!

Chengdu - August 2008

24. August 2008

Nuri war ohne größere Konsequenzen

Naja, Nuri war hier in Guangzhou nur Kindergeburtstag, oder wie man in Englisch sagt: "It was just candy!" Aber Freitag Abend wurden von Guangzhou ausgehend eine ganze Menge Flüge gecancelt. Und Samstag morgen waren diese dann alle überbucht, so dass jemand ganz Nettes noch einen Tag länger bei mir in Guangzhou bleiben konnte, und heute am Sonntag erst geflogen ist.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

21. August 2008

Nuri kommt ...



Und schon gehts los. Wenn Ihr auf die Webseite des Hong Kong Observatory schaut, werdet Ihr sehen, dass aktuell ein tropischer Sturm namens "Nuri" im Anmarsch ist. Der kleinere rote Kreis zeigt die Vorhersage für Freitag, den 22.August gegen 11.00 Ortszeit, und der blaue größere Kreis den vorhergesagten Ort am Samstag zur selben Zeit. Die Vorhersage selbst ist von heute - Donnerstag, den 21. August, 11.00 Ortszeit.

"Nuri" scheint also in Richtung Guangzhou zu ziehen, allerdings nach den Vorhersagen nur noch mit Windgeschwindigkeiten von etwa 60km/h aufweisen, wenn er denn in Guangzhou ist. In Hongkong sollen es morgen noch um die 120km/h sein. Ich werde berichten, wenn in Guangzhou irgendwas zu Schaden gekommen sein sollte.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg

PS: Copyright disclaimer: The above shown picture is protected by the copyright of Hong Kong Observatory. On August 21, 2008 a permission was granted by Hong Kong Observatory to use the shown content from the Hong Kong Observatory on this website. Das gezeigte Bild ist kopierrechtlich geschützt durch das Hong Kong Observatory. Die Erlaubnis zur Verwendung diesen Inhalts auf dieser Webseite wurde durch das Hong Kong Observatory am 21.August 2008 gewährt.

14. August 2008

Probandin Nummer 1 - Die Ärzte singen chinesisch

Ok, Probandin A aus ChengDu sagt:

Es ist ein lustiger Text, aber als Musik bevorzugt sie eher etwas ruhigeres. Also humor-technisch lag ich falsch, aber "unrockbar" ... das bleibt!

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

Die Ärzte singen chinesisch

Was ist denn blos mit "Die Ärzte" los, sind jetzt plötzlich auch ... was auch immer!

Jedenfalls singen die Ärtze wie u.a. bei You Tube zu hören nun auch chinesisch! Den Titel "Junge", der im chinesischen mit "er zi" - also "Sohn" oder "Junge" halt - übersetzt wird, muss ich demnächst mal bei chinesischen Bekannten und Freunden einem Geschmackstest unterziehen.

Meine Vorhersage: Ich vermute, dass der Humor von Farin nicht mit dem chinesischen Humor kompatibel ist. Außerdem wird ein großer Teil der jüngeren Chinesen nicht so recht mit dem "bösen, harten Rock" zurecht kommen. Viele Chinesen sind glaub ich einfach "unrockbar". Ich werde später berichten ...

Für mich ist nur ärgerlich, dass Farin so schnell chinesisch gelernt hat! Ich wusste das er ein vielseitig talentierter ist, aber ich finds deprimierend. Ich lerne seit über einem Jahr chinesisch und bekomm kaum was auf die Reihe und er rockt mal eben so auf chinesisch.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

PS: Gerade bei YouTube-Links und ähnlichem verweise ich gerne nochmal aufs Impressum, dass ich mich von Inhalten der Links und eventuellen Weiterverlinkungen pro forma distanziere. Ich weiß ja nicht, wo ihr sonst noch rumklickt. Außerdem ist das Video eh schon ein ziemliches Massaker :-)!

PPS: Wenn ich beides Strophe für Strophe parallel höre, versteh ich sogar eine ganze Menge. Ziemlich gute Übersetzung - meiner Laienmeinung nach ... :-)!

5. August 2008

Wieder mal HK ...

Ok la, ich muss ja eigentlich schon seit letzter Woche nachtragen, dass ich mal wieder in Hongkong war. Aber irgendwie hab ich keine Zeit dazu gefunden. Aber ich kann ja mal ein paar Bilder hier einstellen, die ich vorletztes Wochenende gemacht habe.



Diese Bilder sind in Tai O gemacht worden. Tai O ist auf Lantau Island, wo wir (ich und unser derzeitiger Praktikant Matthias) mal einen Abstecher hin gemacht haben. Dieses kleine Dorf hat genau das, was man als Guangzhouer braucht - RUHE! Im Übrigen haben wir dort auch rosa-weißliche Delphine gesehen!

Später gibt's vielleicht noch ein wenig mehr Bilder, wenn ich Zeit habe ...

Schöne Grüße, Jörg!

PS: Und hier noch mehr Bilder:

Hong Kong - Juli 2008

24. Juli 2008

Tücken beim Erlernen der chinesischen Sprache

Aktuell gibt es einen Artikel bei FAZ.NET, der mich zwar anfangs sehr interessiert hat, mir aber letztlich nicht weit genug ging.

Ich will mal einfach noch ein paar Sachen ergänzen. Wer also diesen Blogeintrag verstehen möchte, sollte sich zunächst den FAZ.NET-Artikel durchlesen.

Schön finde ich, wie der Autor der FAZ die Verwendung von ji 机 und dian 电 beschreibt. Da gibt es noch viel mehr. Zum Beispiel dian nao 电脑 - das "elektrische Gehirn". Ganz klar, hier bei handelt es sich um den Computer. Oder dian hua 电话 - die "elektrische Sprache". Auch nicht soweit her geholt, es handelt sich um das Telefon. Sehr beliebt ist dann da dian hua 打电话 - die "elektrische Sprache schlagen (nutzen)". Ja klar, telefonieren.

Das fei ji 飞机 - die "Fliegmaschine" - ist dann das Flugzeug. Im Übrigen kann ich mir diese Schriftzeichen sehr gut merken, weil mich das erste Schriftzeichen an einen in der Luft schwebenden Kolibri erinnert. Das huo ji 火机 - die "Feuermaschine" - ist fast schon folgelogisch das Feuerzeug. Man kann auch sagen da huo ji 打火机 - die "Feuermaschine schlagen (nutzen)" - was dann auch Feuerzeug heißt, mehr im Sinne es auch zu benutzen. (Sinologen bitte Kritik Marsch! - ich bin mir nicht so sicher!) Leider funktioniert das mit dem Flugzeug nutzen nicht mehr! Da fei ji 打飞机 heißt nämlich umgangssprachlich masturbieren - das "Flugzeug schlagen".

Also ihr seht, chinesisch lernen kann auch Spaß machen.

Was meiner Ansicht nach völliger Quatsch ist, und die Realitätsferne des Autors zeigt, ist das Beispiel mit dem chu zu qi che 出租汽车. Das Wort ist richtig, aber kein Mensch ruft in China nach einem Taxi. Erstens winkt einfach das Taxi nur heran und zweitens hört es kein Mensch, wenn man in einer normal lärmenden chinesischen Großstadt nach dem chu yu qi che brüllt.

So weit so gut,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

24. Juni 2008

Was "Tsingtao" wirklich bedeutet ...

Morten hat mir am Wochenende erklärt, was es mit dem Namen TSINGTAO auf sich hat:

T his
S hit
I s
N o
G ood,
T ry
A nother
O ne!

Naja, eigentlich ist es immernoch eines der besten Biere in China, weil es deutsche Wurzeln hat und einem guten deutschen Bier recht nahe kommt. Und somit wurden auch wieder einige Tsingtao (青岛)zum Hotpot vom Samstag getrunken :-)!

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

21. Juni 2008

Was ist das denn für ein Wetterchen ... ?

Nachdem die letzten Wochen eine Mischung aus Sauna und Sintflut waren, haben wir hier in Guangzhou ein Wetterchen, dass ich so vom letzten Jahr für die Zeit gar nicht kenne. Strahlender Sonnenschein, 33 Grad und nur 55% Luftfeuchte. Glaubt mir niemand? Klick hier!

Grüße aus Guangzhou, Jörg!

PS: War das ein irres Spiel am Donnerstag? Ich habe ja die Hoffnung nach dem Österreichspiel schon fast aufgegeben gehabt. Aber dieses 3:2 gegen Portugal lässt echt hoffen! So macht Fußball Spaß ...

17. Juni 2008

Ins Bett gehen, aufstehen, ins Bett gehen, aufstehen ...

Letzte Nacht war es also soweit. Ein Spiel der deutschen Mannschaft bei der EM fand nicht vor einem freien Tag und auch nicht 00.00 statt. Von Montag zu Dienstag 02.45 war nach chinesischer Zeit Anstoß. Für mich kein Grund das Spiel nicht anzuschauen! 21.00 ins Bett, 02.45 aufstehen, 04.45 wieder ins Bett, und 07.10 wieder aufstehen.

Aber um ehrlich zu sein, abgesehen davon das Deutschland 1:0 gegen Österreich gewonnen hat und im Viertelfinale ist, hätte ich mir das auch sparen können. Ein wirklich schönes Spiel war es nicht ...

Verschlafenen Gruß aus Guangzhou, Jörg!

6. Juni 2008

Internationale EM-Geschichten in Guangzhou

Nur schnell und kurz, bevor ich richtig anfange zu arbeiten, diese kleine Anekdote.

Gestern Abend im Pub habe ich Marc bezüglich der morgen beginnenden EM angesprochen. Er war "not amused", denn Marc ist Engländer. Das Gespräch ging dann noch ein bisschen um Fußball. Als Marcs australische Begleitung mich bei der im Pub üblichen Lautstärke ansprechen wollte, verstand ich nur irgendwas und "Chelsea". Und was sagt ein Deutscher, wenn es um Fußball geht und Chelsea hört: "Ballack". Marc fing an sich wegzuschmeißen vor Lachen. Ich hab dann auch realisiert, dass Chelsea eigentlich nur nach meinem Namen fragte :-)

24. Mai 2008

Chinese new year 2008 - Hainanurlaub

Eigentlich schulde ich Euch ja noch Newsletter seit Januar dieses Jahres. Andererseits gibt es diesen Blog auch erst seit Mai 2008. Somit muss ich noch einiges aufarbeiten. Wie zum Beispiel mein Urlaub auf Hainan Anfang diesen Jahres über die Feiertage des chinesischen Neujahrs.

Dieses Jahr waren die Feiertage geprägt von saukaltem Wetter. Hier in Guangzhou war es teilweise um die 6°C. Und das bedeutet bei der Isolierung und dem Fehlen von Heizungen auch 6°C in der Wohnung! Und glaubt mir, das ist kalt. Ich habe in meinem kleinsten Zimmer geschlafen, damit der Heizlüfter überhaupt annähernd Wohlfühltemperatur bereitstellen konnte. Im Bett lag ich mit einer Decke unter mir und zwei Decken über mir. Hinzu noch die Heizdecke, die ich ja dank ehemaliger studentischer Ofenheizungszeiten nach wie vor besitze. So habe ich dann nachts nicht mehr gefroren. Tagsüber hat mein Arbeitgeber Wärme bereitgestellt. Obwohl ich auch hier bis wenigstens ein bis zwei Stunden nach Dienstantritt noch mit dicker Winterjacke im Büro saß. Auch das Büro musste erstmal auf Temperaturen kommen.

Neben den Bildern aus Gegenden nördlich von Guangzhou, auf denen man eingeschneite Züge sah, war die Sehnsucht nach ein bisschen Wärme die Hauptmotivation für Vicky und mich nach Hainan zu fliegen. So ging es dann am Morgen des 7.Februar zum Flughafen um nach Haikou zu fliegen. Haikou liegt im Norden von Hainan und ist zugleicht die größte Stadt auf Hainan. Vor der Landung war schon klar: Sonne und wolkenlosen Himmel werden wir auch hier nicht haben. Die Temperaturen waren mit etwa 15°C schon deutlich angenehmer. Unser Hotel für die erste Nacht lag direkt am Strand und war abgesehen von drei toten Ratten im Pool auch sehr schön. Die Ratten im Pool können aber auch ein böser Scherz der Chinesen gewesen sein, immerhin war das Jahr der Ratte gerade mal ein Tag alt. Im Übrigen herrscht hier in China kein Konsens darüber, ob es nun Jahr der Ratte oder Jahr der Maus ist. Für Disneyland in Hongkong trifft natürlich Jahr der Maus zu.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einem mittelgroßen Reisebus nach Xinglong, noch weiter Richtung Süden. Sanya, was die Perle von Hainan ist und unzählige 4- und 5-Sterne-Hotels hat, war selbst für Expats in China ein wenig zu teuer über chinese new year. So war Xinglong locker 10km entfernt vom nächsten Strand, und unser Hotel ein typisches chinesische Hot Spring Hotel. Eigentlich wollten wir mit einem Taxi vom Busbahnhof zum Hotel, aber außer Mopeds und Tuk-Tuks gab es keine verfügbaren Transportmittel. So musste ein sehr alter Herr mit seinem Tuk-Tuk herhalten - siehe Foto. Das Tuk-Tuk hatte auch deutlich Probleme mit Vicky und vor allem mir an Bord eine Steigung von vielleicht 8% hochzufahren. Ich überlegte schon abzusteigen, als unser Väterchen mit seinen wenigen verbliebenen Zähnen nach hinten rief "Mei wen ti!". Zu Deutsch: "Kein Problem!" Nach dem extrem aufregenden und nervenkriegähnlichen Einchecken, weil das Hotel angeblich keinen Vertrag mehr mit der Buchungsagentur hatte, sank mein Wohlbefinden in diesem eigentlich recht nett angelegten Hotel sehr stark.

Das Hotel an sich war eine Art Ferienanlage mit jeder Menge Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen. Über Buffetrestaurants, Billard und Bowling bis hin zur Massage war alles dabei, was so Standard ist. Das hier keine etwas falsch versteht, dass war aber nicht inklusive - alles war extra zu zahlen. Trotz chinesischer Hotelpreise war dies dennoch gerade so erschwinglich. Am Abend gab es eine kleine Showeinlage mit Drachentanz und Feuerwerk, so wie an jedem der folgenden Tage, da ja nach wie vor "chinese new year" war.

Am Tag darauf ging es nach Sanya. Dabei fing unsere Reise mit einer typisch chinesischen Anekdote an, wie man sie hier fast täglich erlebt. Im Hotel wurde uns gesagt, der erste Bus fährt - genaue Zeit weiß ich nicht mehr - sagen wir einfach 8.30! Wir also 8.00 das Hotel verlassen, weil wir ja noch Tickets kaufen mussten, so das wir 8.10 an der Busstation waren. 8.10 war dann genau 10 Minuten nach der Abfahrt des Busses. Der Busbahnhofsaufseher hatte aber ein Nachsehen mit uns, und rief den Busfahrer an. Wenig später kam der Bus wieder zur Busstation zurück gerollert und nahm uns mit. Mangels Plätzen im Bus durften wir im Mittelgang Platz nehmen - auf etwa 25 Zentimeter hohen typisch chinesischen Plastikhockern. Nach etwa 30 Minuten begann der Hintern zu schmerzen, eine halbe Stunde später die Knie, und noch etwas später begannen die Oberschenkel zu brennen. Viel Platz zum Bewegen gab es nicht. Aufstehen war scheinbar auch nicht erwünscht, da dann ja evtl. die Polizei recht einfach erkennen konnte, dass etwas mehr als die erlaubten Gäste an Bord sind. Nun ja, die Fahrt dauerte etwas mehr als 2 Stunden und ich war froh wieder etwas laufen und meine Beine ausstrecken zu können. Sanya an sich ist eigentlich auch nicht anders als jede andere mittelgroße chinesische Stadt, einzig in der Gegend um Yalong Beach reihen sich die 5-Sterne-Hotels und Ressorts aneinander. In den Restaurants der Hotels sind die meisten Speisekarten dreisprachig. Chinesisch, Englisch und Russisch. Wir fliegen im Sommer nach Spanien und Italien, die Russen nach Hainan.

Der nächste Tag war dann der Umgebung von Xinglong gewidmet. Immerhin gab es in der Nähe von Xinglong eine Art "Aussteiger-Dorf", einen botanischen Garten und Shimei Beach. Das Aussteiger-Dorf war eine skurrile Mischung als kleineren Attraktionen und Kommerz. Auf Grund der wenigen Besucher war aber bei unserem Besuch nicht sehr viel los. Wesentlich interessanter war da schon der botanische Garten. Dieser war sehr weitläufig, so dass sich die Chinesen mit Golf-Karts durch die Gegend schaukeln ließen. Ich hatte auch den Eindruck, das uns viele merkwürdig anschauten, so nach dem Motto: "Was sind denn das für komische Ausländer, haben die nicht mal die 100 Yuan für den Fahrer?"

Zum wunderschönen Abschluss des Urlaubs gab es noch ein supertolles Seafoodessen und einen traumhaften Strand. Alleine hätten wir diesen wahrscheinlich nie gefunden, aber wir haben uns für diesen Tag einen Fahrer mit Auto gemietet, der erstens sehr, sehr nett war, und zweitens seine Sache ganz toll gemacht hat. Zum Thema Strand lass ich einfach Bilder sprechen. Ansonsten ist der Rest schnell erzählt. Am nächsten Tag ging es zurück nach Haikou, in Haikou zum Flughafen und von dort mit der betagten MD-82 zurück nach Guangzhou. Kleines technisches Schmankerl für mich als Luftfahrtinteressierten zum Schluss: Ausgestiegen aus dem Flugzeug sind wir hinten - am Heck durch eine Treppe im Flugzeug.



Hainan

23. Mai 2008

Zeigt her eure Füße ...

... zeigt her Eure Schuh. Schnell mal in der Mittagspause mit den Kollegen zu McDonalds gedüst und danach für 5 Yuan schnell Schuhe putzen lassen. Die blinken und glänzen nun ...

Und apropos Füße: Gestern Abend gab es eine Fußmassage, die letzte Dienstleistung dieser Art, die Vicky hier mit mir und drei ihrer Kollegen genossen hat. War auch schön!

Liebe Vicky, Dir wünsch ich 一路平安 und viel Spaß in der Heimat!

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

17. Mai 2008

Das Erdbeben in Sichuan

FAQ:

Q: Geht es Dir gut?
A: Ja, mir geht es gut!

Q: Hast Du etwas gemerkt in Guangzhou?
A: Ja, ich habe etwas gemerkt. Erst dachte ich, mir ist schwindelig. Dann merkte ich, dass der Stuhl irgendwie auch leicht schwankt. Meine Kollegen um mich herum wurden deutlich unruhiger. Die Klimaanlagenrohrleitungen über mir haben sichtbar geschwankt.

Q: War Dir sofort klar, dass es ein Erdbeben ist?
A: Nein, ich hatte Erdbeben aus Rumänien ganz anders in Erinnerung, eher als Zittern. Das was in Guangzhou vom Erdbeben noch spürbar war, war eher ein Schwanken.

Q: Wann wusstest Du, dass das Erdbeben so besonders schwer war?
A: Das war mir eigentlich ziemlich schnell klar. Ich habe doch relativ schnell realisiert, dass es doch ein Erdbeben sein musste. Weniger als zehn Minuten nachdem auch in Guangzhou die Erde etwas schwankte, konnte man dann im Internet bei GFZ Potsdam auch schon sehen, um was für ein Erdbeben es sich handelte. Etwa fünf bis zehn Minuten nach dem GFZ Potsdam kamen die ersten Nachrichten im Netz dazu, Spiegel, Focus, faz.net usw.

Was mich in den letzten Tagen beeindruckt, ist die Spendenbereitschaft der Chinesen. Kollegen spenden z.B. Summen, die bis zu 100 Euro hoch sind. Da kann man nun sagen, ja ok, das wird ja in Deutschland auch gespendet. Das Gehaltsgefüge ist aber doch noch ein anderes!

Bei uns in der Firma wird bis Mittwoch gesammelt. Was die Mitarbeiter zusammen bekommen wird von der Firma nochmal verdoppelt. Ich werd auch meinen Anteil dazu beitragen.

Jetzt wisst ihr erstmal ein paar Informationen von meiner Seite zum Erdbeben. Alles weitere dürfte auch Euch aus den Medien bekannt sein.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

Der Start

Da der letzte Newsletter nun auch schon wieder eine halbe Ewigkeit her ist, und immer eine ganze Menge Zeit in Anspruch nimmt, und hier in Guangzhou nichts knapper ist als Zeit, habe ich mich entschlossen, einen Blog zu eröffnen.

Die Vorteile sind, dass ich hoffe hier regelmäßiger etwas schreiben zukönnen. Auch kann so ein Blog etwas internetnäher mit Links und Bildern gestaltet werden. Auch könnt ihr, sofern ihr möchtet, stets und ständig Euren Senf dazu geben. Weiterhin gibt's die Möglichkeit einen Atom-Feed oder RSS-Feed zu bestellen, der Euch über die neusten Infos in meinem Blog informiert. Ihr könnt so einen Blog auch von überall lesen, wo ihr gerade Internet verfügbar habt. Die Domain ist ja recht einfach: www.joergswienty.de und dann dort auf Blog klicken.

Der Nachteil ist mir auch klar. Das Drucken fällt etwas schwerer und ist wenig schön, wie die bisherigen schönen pdf-Nwsletter. Aber vielleicht gibt es auch den ein oder anderen kleineren Newsletter in Zukunft - versprechen will ich es aber nicht - sorry!

Gleich zum Start noch ein Link: Ich stelle in aller Regelmäßigkeit Bilder in panoramio ein. Die tauchen dann auch irgendwann in Google Earth auf. Sind zwar auch Bilder aus Deutschland und nicht nur aus China, aber stöbern könnt Ihr ja dennoch mal wenn ihr Lust habt.

Soweit zum ersten Post,

Schöne Grüße aus Guangzhou (广州), Jörg!