23. November 2008

Auto Guangzhou 2008

Heute war ich dank Freikarten von Matthias, die er aus beruflichen Gründen nicht selber nutzen konnte, auf der Auto Guangzhou - der größten Automesse in Südchina. Soviel muss man dazu nicht sagen, deshalb viel Spaß mit den Bildern:


Auto Guangzhou 2008



Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

22. November 2008

Pinguin und Drache - QQ auf englisch und eLong

Heute möchte ich mal das Internet in China thematisieren. Jetzt nicht im Sinne von Zensur, sondern was es alles so für nützliche Sachen gibt.

Zunächst mal möchte ich euch QQ vorstellen. QQ wurde ursprünglich als ICQ-Derivat entwickelt, um einen chinesischen "Instant Messenger" zu haben. Mittlerweile ist QQ nach Nutzern der drittgrößte Instant Messenger der Welt. Wer sich anmelden möchte um mit Chinesen zu chatten, kein Problem: Den Account bekommt man sogar mit Hilfe einer englischer Webseite. Leider unterstützt das in Deutschland viel geliebte Trillian QQ nicht, so dass ich nun Adium nutze, da ich ja eh Mac-User geworden bin. Man kann aber auch einen normalen QQ-Client laden und installieren. Leider steht QQ im Verruf Unmengen von Viren zu verbreiten. Ob das wirklich so ist, weiß ich nicht. Jedenfalls chatte ich mittlerweile sehr viel mit dem kleinen dicklichen Pinguin, welches das QQ-Maskotchen ist. Und fast jeder jüngere Chinese hat ein QQ Account, oder auch mehrere - unabhängig ob vom Besitz eines Computers. Man kann ja auch in eine Internetbar gehen und dort chatten. Bei QQ kann man auch virtuelle Haustiere halten, sich selbst ein Avatar anlegen und dies mit Kleidung ausstatten, Spiele gegen andere Leute spielen etc. Die virtuellen Haustiere müssen sogar gegen QQ-coins gekauft werden. Und wenn ich das richtig verstanden habe, kosten diese QQ-coins richtig Kohle - also wirklich Remnimbi - echtes chinesisches Geld. Außerdem hat QQ ca. sechs Fantastillionen Smilies.

Eine andere ganz wichtige Seite ist eLong. Long 龙 heißt im Übrigen Drache. Bei eLong kann man Hotels und Flüge buchen. Sehr praktisch, wenn man privat zum Vielflieger mutiert, und sich hübsche Frauen in Chengdu anzuschauen. Und der Service von eLong ist ausgezeichnet. So lange man nicht am letzten Zipfel einer großen Stadt wohnt, bringt eLong einem die Tickets sogar kostenlos vorbei und dabei bezahlt man gleich in bar. Man kann aber auch mit Kreditkarte bezahlen, dabei muss diese jedoch chinesisch sein oder es ist einfach recht umständlich und kostet zusätzliche Gebühren. Also lass ich die Jungs einfach antraben. Ich hatte noch nie Probleme mit eLong und deren Buchungen. Es gibt sogar Bonuspunkte, die man irgendwann gegen Prämien eintauschen kann. Diese sind zwar nicht so hochwertig, aber immerhin gibt es etwas - halt ein nettes Kundenbindungsprogramm. Alternativ kann man auch bei ctrip buchen. Aber mich nervt ctrip, weil die angebotenen Preise meist nicht verfügbar sind. Das dauert mir deshalb einfach zu lange, dort Flüge zu suchen.

Auch wichtig meiner Meinung nach ist die Hongkonger Webseite von Fortress. Fortress ist sowas wie der Mediamarkt in HK. Da kann man sich immer ganz gut orientieren was es neues gibt und was das so kostet, da die Preise von Straßenhändler zu Fortress nicht so stark schwanken. Während in Deutschland bei Mediamarkt und Saturn - abgesehen von Sonderangeboten - ja gerne mal richtig hingelangt wird, obwohl man bei eBay bei einem anderen Händler nur die Hälfte zahlt, ist Fortress selten teurer als 10% mehr zum Straßenhändler. Und bei Fortress bin ich mir auch sicherer was das einkaufen angeht. Nicht erschrecken übrigens, diese Seite ist auch in englisch verfügbar. Ganz unscheinbar taucht ganz oben ein kleiner Link namens "Eng" auf .

Das soll es heute erstmal gewesen sein und viel Spaß beim Surfen auf chinesische Seiten,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

4. November 2008

Das Gefangenendilemma auf Chinas Straßen

Zunächst einmal: Wer sich in wirtschaftswissenschaftlichen Theorien auskennt, kann die ersten zwei Absätze überspringen.

Der gute alte Adam Smith hat in seinem Blockbuster "An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations" mal gesagt, dass wenn jeder einzelne nur richtig viel Kohle schäffeln will, also jeder der Beste sein will, auch das Gemeinwohl davon profitiert. Weil das macht ja jeder, und somit wird auch der gesamte Wohlstand der Nationen größer.

Das galt rund 175 Jahre lang, bis Mitte des letzten Jahrhunderts John Forbes Nash Jr. sagte, dass es durchaus Situationen gibt, in denen sich Spieler, die nicht kooperieren so behindern, dass auch im gesamten kein gutes Ergebnis erzielt werden kann. Dieser Sachverhalt ist niedergeschrieben in seiner Diss, welcher später das Nash-Gleichgewicht genannt wurde. Im Film "Beautiful Mind" ist das die Szene ziemlich am Anfang, in der er feststellt, dass er und seine Freunde alle die Blondine wollen, aber keiner sie bekommt weil sie sich gegenseitig behindern. Statt dessen könnte ja auch jeder eine Brünette haben. Man muss also mal auf die weniger gute Wahl für sich zurückgreifen, damit alle profitieren können. Die wirtschaftliche Bedeutung wurde erst später deutlich, weil diese Theorie und das darauf basierende Gefangenendilemma eine klare Einschränkung von Adam Smiths Kernaussage bedeutet.

Die Sache mit dem Nash-Gleichgewicht bzw. dem Gefangenendilemma kann man tagtäglich tausendfach in Chinas Straßen beobachten. Man stelle sich eine Straße vor, auf der zwei Hindernisse die Durchfahrt blockieren. Siehe die folgende Abbildung.



Sagen wir, dass das weiße Hindernis eine Baustelle ist. Das gelbe Hindernis ist ein LKW, der da rumsteht weil der Fahrer gerade beim Mahjongg spielen so dermaßen betrunken ist, dass der LKW dort auch nicht wegbewegt werden kann. Die Straße ist an keiner Stelle breit genug für zwei Autos und ein Hindernis. Auch kann nicht auf den Seitenstreifen ausgewichen werden, da direkt neben der Straße beispielsweise Bäume, Häuser oder Felsen stehen. Nochmal kurz: Entweder ist Platz für ein Hindernis und ein Auto oder für zwei Autos.

Jetzt kommen von beiden Seiten Autos, und es entsteht die folgende Situation.



Weil sich das schwarze und braune Auto nun gegenseitig behindern, ist die Straße blockiert. Vermutlich kann auch aus kulturellen Zwängen niemand zurücksetzen oder auf den anderen warten. Es würde für einen der beiden Autofahrer bedeuten, das Gesicht zu verlieren. Unabhängig vom Gemeinwohl, für welches es wohl sinnvoller wäre, wenn einer der beiden wartet, kann man keinem zumuten, sein Gesicht zu verlieren. Keiner wird warten oder zurücksetzen, man blockiert die Straße. So wie Nash es gesagt hat, es entsteht auf Grund von nicht-kooperativem Verhalten eine Situation, in der keiner profitiert - ein klassisches Nash-Gleichgewicht!

Ich denke mir hier nichts aus. Das passiert - tagtäglich. Erst Donnerstag habe ich u.a. wegen einer solchen Situation meinen Chinesisch-Kurs verpasst. Es setzt keiner zurück, es wartet keiner. Warten wäre so oder so ganz mies, weil dann erstmal alle von der Gegenseite fahren. Es kommt keiner auf die Idee, jetzt zunächst denjenigen fahren zu lassen, der freundlich gewartet hat. Bitte - verurteilt mich nicht, fragt mich nicht - ich weiß nicht was mit den Chinesen in solchen Situationen los ist. So etwas liegt nicht daran, dass vor 20 Jahren kaum ein Chinese Auto gefahren ist. Das hat nichts mit Verkehrsregeln meiner Ansicht nach zu tun, dass ist gesunder Menschenverstand, Logik, ein bisschen länger nachdenken oder ähnliches.

Besonders genial wird es, wenn folgendes passiert:



Und wieder: So etwas passiert! Ganz, ganz ehrlich! Die grauen Autos auf der linken Spur wollen nun schneller an dem Stau vorbei, als die grauen Autos auf der rechten Spur. Selbstredend entsteht auf der anderen Seite rechts vom gelben Hindernis exakt die gleiche Situation.

Ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen in China jedes Jahr jämmerlich verhungern, weil sie sich gegenseitig die Straße blockieren. Am Donnerstag war die Lösung, dass vom Ende der Schlange an die grauen Autos gewendet haben, und wieder zurückgefahren sind. Andere Möglichkeit wäre, dass der Fahrer des gelben LKWs all sein Geld beim Mahjongg verzockt hat, und nun sturzbetrunken und frustriert nach Hause fährt. Nicht ohne dabei noch ein paar Leute über den Haufen zu fahren - aber immerhin verhungert niemand in seinem Auto.

Nun gut, so viel zu meiner Verknüpfung der Situation in chinesischen Straßen und dem Nash-Gleichgewicht,

Schöne Grüße, Jörg!

PS: Nach dem schriftlichen Aufregen, brauch ich nun erstmal etwas, was mich wieder beruhigt ... ich werd mal zur Massage gehen :-)!

PPS: Ich habe das nirgendwo abgeschrieben, diese Überlegung ist alleine auf meinem Mist gewachsen, sofern nicht mit einem Link auf eine andere Quelle gekennzeichnet. Deswegen behalte ich mir sämtliche Copyright-Rechte vor. Auch die professionellen Bilder habe ich selbst gemacht!