21. Mai 2014

Sinnlose neue Mautkarten

China überrascht mich immer wieder. Auch nach fast sieben einhalb Jahren noch.

Es gibt jetzt neue Mautkarten. Die erhält man beim einfahren auf die mautpflichtige Autobahn, und gibt sie bei der Ausfahrt ab und bezahlt. Vorher waren das normale Karten von Format einer Kreditkarte, also ungefähr einen Millimeter dick.

Die neuen Karten sind aber deutlich dicker, ungefähr 5mm dick. Damit passen die nicht mehr in die Ausgabeautomaten, und es stehen jetzt überall Leute an den Einfahrten, die die neuen Karten ausgeben - die Automaten sind nur noch überflüssig.

Damit nicht genug, es gibt auch Transferstationen, wo man von einem Abschnitt auf den anderen fährt. Dort hält man die Karten an ein Lesegerät, um zu registrieren wo man lang fährt für die genaue Mautberechnung. Scheinbar haben die neuen Karten eine andere Technik, weil das a) nicht so fehlerfrei funktioniert wie die alten Karten und b) auch dort neue Lesegeräte installiert werden mussten.

Kurzum, ziemlicher Schwachsinn diese neuen Karten.

Noch etwas in eigener Sache. Ich schreibe jetzt seit ziemlich genau 6 Jahren (Mai 2008) diesen Blog, und bis auf einmal, habe ich mindestens einmal im Monat etwas geschrieben.

Allerdings erlebt man nach über sieben Jahren in einem Land nicht mehr soviel neues, und regt sich statt dessen über sinnlose Veränderungen und Verkomplizierungen auf.

Ich möchte aber vermeiden, dass dieser Blog nur als Mecker-Blog wahr genommen wird. Von daher werde ich hier nicht mehr regelmäßig aus China berichten! Vielleicht gibt es ab und zu nochmal ein paar Reisefotos - aber wie gesagt, so oft reise ich auch nicht mehr zu neuen Orten, vor allem nicht in China.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

11. April 2014

Hitler-Tasse

Dieser Artikel im Stern hat mir heute den Tag versüßt. Und ich kann mir auch nur zu gut vorstellen, wie das abgelaufen ist.

Und im Gegensatz zum Stern bin ich mir zu ziemlich sicher, dass es nicht der Fehler des Herstellers ist. Normalerweise laufen solche Sourcingprozesse nämlich wie folgt: Irgendjemand sagt dabei dem Hersteller, was er da auf die Tasse drucken soll. Beziehungsweise irgendwer wird sagen, dass ist ok was der auf die Tasse drucken will. Und da glaube ich, wird irgendein Importeur, wenn nicht sogar das erwähnte Möbelhaus selbst, einen Chinesen für sich arbeiten haben lassen, der mal mit besonderem Eifer eine schöne Tasse für den deutschen Chef oder Auftraggeber designen wollte. Da auch der QC in der Fabrik kein Deutscher ist, ist auch dem das nicht aufgefallen. Es wundert mich nur, dass es in Deutschland bei der Warenannahme üblichen erneuten Qualitätkontrolle keinem aufgefallen ist.

Ähnlich, wie in meinem letzten Artikel, es ist immer einfacher den Finger auf andere zu richten. Hier würde ich den Finger gerne mal auf irgendjemanden in Deutschland richten, der entweder keine Ahnung hat wie es in China läuft, oder halt auf jemanden der geschlampt hat beim Bestätigen des Designs und/oder beim Wareneingang. Aber im Stern ist halt China-Bashing weit willkommener als einen kleinen Möbelhändler oder Importeur in Deutschland zu blamieren. Medien sowohl in China als auch in Deutschland werden mehr und mehr zum Meinungsmacher, nicht aber zum neutralen Informationsanbieter.

Übrigens, am Anfang meiner Zeit in China, als ich noch frohen Mutes war, und mich in jedes Taxi setzt mit dem Ziel, wenigstens fünf Sätze zu wechseln, habe ich schnell gemerkt, dass dies keine so tolle Idee ist. Denn meistens war die Frage, wo ich her komme, verknüpft mit einer der zwei Bemerkungen, dass entweder Autos aus Deutschland oder eben Hitler ganz toll ist. Deswegen hab ich das Taxifahrer-Anquatschen auch schnell sein lassen.

Von daher glaube ich, dass die Tasse in China schon mit Absicht auch so entworfen wurde, und aufgrund von Unaufmerksamkeit irgendwo so in Deutschland auch abgenickt wurde. Das ist nicht Fehler des Herstellers.

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

26. März 2014

Willkommenes Ablenkungsmanöver names MH370

Ich bin ja auch schockiert, dass ein Flugzeug einfach so verschwindet, mit über 200 Leuten an Bord. Auch ich fliege heute Malaysia Airlines, als Codeshare China Southern gebucht, wie auch MH370. Ein bisschen mulmig ist mir da auch.

Allerdings finde ich ein paar Sachen als Europäer merkwürdig. Nach nun fast 20 Tagen, ist dieses Thema immer noch Nummer eins in den chinesischen Nachrichten. Da steht vor dem Nachrichtensprecher auch schon mal ein Bier als Product Placement in der Nachrichtensendung - finde ich pietätlos.

Auch stört mich die Doppelmoral, mit der China Malaysia und auch Australien bei der Suche nach dem Wrack kritisiert. Ich gebe ja zu, dass Malaysia keine glückliche Figur bei der Information der Öffentlickeit gemacht hat. Allerdings wünschte ich mir, Chinas Medien würden ähnlich Druck machen bei Unglücken im eigenen Land. Es ist immer einfacher andere zu kritisieren, als selbst etwas zu tun. Leider bleibt bei mir bei den Reaktionen Chinas der fade Beigeschmack hängen, dass dies ein willkommenes Thema sein könnte, um von anderen Problemen abzulenken. Und das so auszuschlachten, finde ich wiederum würdelos.

Schöne Grüße von Flughafen Guangzhou, Jörg

13. Februar 2014

Subtropen sollen das sein?

Nach dem wir letzte Woche 29 Grad hatten, und ich fast schon wieder die Klimaanlage anmachen wollte, haben wir diese Woche Winter. Mit 4 Grad ist es hier saukalt! Jetzt werden einige sagen, "4 Grad, haha, das ist doch nix, bei mir in Frosthausen sind es -33 Grad und 7m Schnee ..." Allerdings finden diese 4 Grad ohne nennenswerte Heizung statt. Bei so einer Wetterlage, egal ob man Klimaanlage mit Heizung hat oder einen Ölradiator, viele Fenster in China sind dermaßen schlecht gedämmt (oft Einscheibenglas, Alurahmen ohne Dichtung), dass ich in meiner Wohnung kaum noch über 12 Grad komme. Ungeheizte Zimmer wie Küche haben so zwei, drei Grad über der Außentemparatur.

Das Problem daran ist, dass man es genau 20 Minuten am Tag warm hat. 10 Minuten morgens unter der Dusche und 10 Minuten abends unter der Dusche nach dem Sport. Der Rest des Tages besteht aus frösteln und warme Gedanken machen. Nicht zu vergessen, die CO2 Emissionen, die die elektrischen Heizungen verursachen. So ein Ölradiator kommt immerhin auch 2kW, von Klimaanlage ganz zu schweigen.

Fast schon pervers ist diese Situation, wenn ich da an Peking denke. Dort ist von 1.10.-31.3. Heizperiode. Thermostate sind Mangelware, somit haben Hotelzimmer dort im Winter in der Regel kuschelige 25 bis 27 Grad.

Und da behauptet China, es kann als Entwicklungsland nicht nennenswert CO2 sparen, ohne den Aufschwung zu gefährden. Ich hab mehrere Beispiele wo man anfangen könnte ...

Schöne Grüße aus dem kalten Guangzhou, Jörg

24. Januar 2014

Wenn Studenten die Macht übernehmen

Das halbe Land fährt nach Hause, die andere Hälfte ist es schon. Übirgens immer mehr mit dem Auto - so lange wie heute morgen ab 5.45 hab ich schon lange nicht mehr zum Flughafen gebraucht. Und was passiert jetzt mit den ganzen Servicejobs, im Restaurant, an Flughafen, am Bahnhof usw.?

Jetzt ist die Zeit der Studenten, die jetzt die Gelegenheit nutzen, und sich was dazu verdienen. Das hat ein Riesenvorteil, und ein Riesennachteil.

Der Riesenvorteil, es geht mit besserem English und deutlich freundlicher zu. Der Nachteil: nun, die armen Jungs und Mädels werden offensichtlich nur halbherzig in ihren Job eingeweiht. Dann hat zum Beispiel am Flughafen wieder die Diskussionen ob man als Vielflieger die Priority Lane beim Sicherheitscheck nehmen darf (ich weiß, jammern auf hohem Niveau) - aber auch wieder die Diskussion, dass doch der Name auf der Boardkarte falsch ist - statt O im Pass plötzlich OE. Umlaute im Namen - wenn Ihr Euch wuenscht, dass Eure Kinder international beschwerdefrei reisen koennen, dann verzichtet bei der Namensgebung auf Umlaute. Das ist natuerlich voellig egal, wenn ihr Mueller mit Nachnamen heisst. Da hilft nur eine(n) Meier oder Schulze zu heiraten.

Verzichtet besser auch auf Mittelnamen und zweite Vornamen und so Sachen - das bringt auch nur Aerger.

Schoene Gruesse von Guangzhou Baiyun International Airport, Joerg!