29. Oktober 2008

Hallo, mein Name ist Rakete!

Chinesen sind bei der Namensgebung ihrer Kinder schon sehr kreativ. Wenn es dann auch noch darum geht, sich selber bzw. seinem Kind einen englischen Namen zu verpassen, dann sind der Phantasie alle Tore geöffnet. Alleine beim TÜV in China gibt es Octavia, Morning, Vienna, Mirror, Winter, Snowman, Rainman und so weiter. Mandela ist in China eine Frau. Auch den Namen Jericho gibt es bei uns in der Firma. Zwar gibt es den Namen Jericho tatsächlich als Männernamen und nicht nur als Stadt im Nahen Osten, aber unsere TÜV Jericho ist eine hübsche Frau. Ach so, und dann gibt es noch Rocket. Rocket arbeitet im übrigen in der selben Abteilung wie Rainman in Shenzhen.

Vicky hat mir erzählt, dass eine ihrer Kolleginnen auf der wunderschönen Namen "Swallow" hört. Swallow, die Schwalbe! Schöner Name, oder? Nur leider kann "swallow" auch mit "schlucken" übersetzt werden. In diesem Sinne, "Schluck, Du Luder ...!"

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

23. Oktober 2008

Ich besuche meine Schwester ...

Wenn ich schreiben würde, ich besuche meine Schwester in München, wo ich doch eigentlich nur einen Bruder in Dresden habe, wäre die Mehrheit der Leser die mich kennen ziemlich irritiert. In China wär' das weniger der Fall. Ich weiß nicht ob pauschal alle Verwandten der gleichen Generation in China Brüder und Schwestern sind oder ob dies nur auf Cousins und Cousinen zutrifft, da bin auch ich überfragt.

Jedenfalls hat mir eine Freundin vor kurzem erzählt, dass sie ihre "Schwester" besucht. Ich war schon am Grübeln. Gab es da nicht die "Ein-Kind-Politik" in China? Ist immernoch so, und die Eltern der Freundin haben auch nur ein Kind. Da man aber deswegen ja keine Brüder und Schwestern mehr hat, macht man im Sprachgebrauch einfach die Cousins und Cousinen zu Brüder und Schwestern.

In diesem Sinne, liebe Brüder und Schwestern und alle anderen,

Schönen Gruß aus Guangzhou, Jörg!

PS: Diddi hat mir gesagt, er würde sich wieder mehr Berichte zu kulturellen Unterschieden bzw. zu witzigen oder kuriosen Situationen wünschen. Zudem sind laaaaange Reiseberichte nicht jedermanns Sache. Daher werde ich versuchen öfter mal einen Quickie wie diesen zu schreiben.

22. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 3)

Angekommen habe ich mich erstmal ein wenig ausgeruht. Wie schon geschrieben war dies auch nötig. Am Abend haben wir dann "Sichuan Entensuppe" gegessen. Das muss man sicher eher wie ein Fondue vorstellen, in dem neben der Ente alles mögliche gegart wurde. War recht lecker, auch wenn die Ententeile komplett mit Halsstückchen im Pott lagen. Danach ging es noch zur Fußmassage. Und das war richtig genial - das fehlt in der Art sogar in Guangzhou!

Man stelle sich einen extra Teil eines Hotel vor, der sich auf den ersten drei Etagen des Hotels erstreckt. Im Eingangsbereich hat man zunächst die Schuhe gewechselt. Weiter ging es in die zweite Etage, wo neben zwei,drei Pooltischen und einem Snookertisch auch Tischtennisplatten zur freien Verfügung standen. Auch duschen hätte man können. Dann konnte man wählen, wo man sich die Füße massieren lässt. Zum Beispiel in einem Kino, wo vor jedem gemütlichen Kinosessel nochmal die obligatorischen Hocker standen - einen für die eigenen Füße, ein anderer für die Masseuse bzw. den Masseur. Leider lief nur ein chinesischer Film, so dass ich nichts verstanden hätte. Also wählten wir einen "private room" für zwei Personen. Dieser war ausgestattet mit weichem Teppich, zwei bequemen Schlafsesseln und wieder den Höckerchen für Füße und Masseuse. Dazu gab es noch ein riesigen Fernseher mit DVD-Player und Soundanlage. Und da 110 Minuten gut reichen für einen Film, haben wir uns aus der DVD-Kollektion des Massageladens "Shrek 2" angeschaut. Meine Masseuse war auch eine sehr hübsche - der Masseur von Audrey sah in chinesischen Augen sicher auch nicht schlecht aus.

Eine Fußmassage beginnt mit einem obligatorischen Fußbad, weil die Masseure ja auch nicht unbedingt dreckige Füße anfassen wollen. Währenddessen gibt es im Sitzen schon Massage für Rücken, Nacken und Arme. Danach sind die Füße dran. Sehr ausgiebig, fast eine Stunde. Am Ende wurde im Liegen nochmal der Rücken für gut eine halbe Stunde bearbeitet. "hen shufu 很舒服" - sehr angenehm!

Am nächsten Tag sind wir rund zwei Stunden mit drei verschiedenen Buslinien in einen Außenbezirk von Chengdu gefahren - eigentlich nach deutschen Maßstäben eher eine eigene Stadt. Dort haben wir einen ehemaligen Kommilitonen von Audrey getroffen, der in der historischen Stadt "Luo Dai" bei der örtlichen Verwaltung arbeitet. Da dort Feierlichkeiten zum "national holiday" statt fanden, war es sehr voll. Die Architektur war historische chinesische Architektur, die sehr gut erhalten war.

Danach ging es noch weiter in die Nähe einer Nachbildung von einem Stück "chinesischer Mauer". Es war definitiv nicht das Original, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, halb Chengdu wollte dorthin. Und so geschah es auch, dass mitten im nichts, nur auf einer schmalen Straße, plötzlich Stau war - in beide Richtungen. Vor Ort gab es in meinen Augen aus Pferdereiten und der Nachbildung der chinesischen Mauer in der Hügellandschaft nichts besonderes.

Spektakulärer war die Rückfahrt. Da ja halb Chengdu dort war, waren die öffentlichen Busse heillos überfüllt. Und auch dumm schauen hätte nichts gebracht, denn die Leute standen nicht ordnungsgemäß in einer Reihe, sondern in einem Riesenpulk, und versuchten sich in die Busse hineinzuquetschen. Anstellen auf chinesisch. Somit haben wir auf der Rückfahrt einen privaten "Schwarzfahrertaxi" angeheuert. Zusammen mit einer chinesischen Familie sind wir zu sechst in einem kleinen Suzuki Alto Lizenzbau gefahren. Über holperige Schlammpisten ist unser Fahrer wie ein Rallyefahrer durch wunderschöne Hügel- und Berglandschaften gedüst, mit weiten Tälern mit ein paar Gemüseanbauen und viel unberührter Natur. Den Rückweg von "Luo Dai" nach Chengdu mussten wir auch mit einem weiteren "Schwarzfahrertaxi" fahren, da auch in "Luo Dai" die Busstation heillos überfüllt war. In "Luo Dai" muss meiner Vermutung nach die andere Hälfte der Bevölkerung von Chengdu gewesen sein. Ich will an dieser Stelle meinen Respekt gegenüber den Chinesen ausdrücken, die sich dort anstellen. Nicht jeder hat die Möglichkeit das Geld einem privten "Schwarzfahrer" in den Hals zu werfen und so bleiben nur zwei, drei Stunden anstehen.

Samstag ging es noch zu einem Tempel und abends Hotpot essen - diesmal nach Sichuan-Art. Zu meiner Überraschung war dieser aber auch nicht schärfer als der Hotpot in Guangzhou beim "xiao fei yang 小肥羊". Wahrscheinlich härtet man auch ein wenig ab.

Nicht abgehärtet wird man jedoch was Erkältung und Verspätung angeht. Ich hatte schon eine Erkältung, und was sich dann mit meinem Flug nach Guangzhou ergeben hatte, hat mir den Rest gegeben. 18:20 am Sonntag sollte eigentlich mein Flug nach Guangzhou abheben. Von China Southern Personal am Gate gut zwei Stunden lang keine Spur. Ich habe dann mit meiner Bordkarte einen Mitarbeiter einer anderen Airline gefragt, was denn los sei. Immerhin habe ich schon gut 3 Stunden auf mein Boarding gewartet. Der Mitarbeiter sagte, dass der Flug vielleicht gestrichen wurde. Ich wurde zum China Southern Schalter in der Vorhalle geschickt. Dort sagte man mir, dass der Flug auf jeden Fall fliegt. Ich ging wieder zurück zum Gate. Dort kam dann nach einer halben Stunde eine Mitarbeiter mit China Southern Umhängeschild. Es war gegen zehn, als mir gesagt wurde "Hotel", mehr konnte ich von keinem Mitarbeiter erfahren mangels meiner Chinesisch- und deren Englischkenntnisse. Nur zur Erinnerung, Chengu hat einen internationalen Flughafen mit Flügen nach u.a. Singapur und Amsterdam.

Das Hotel war ein billiges Zwei-Sterne-Hotel. Ich versuchte noch jemanden zu fragen, wann denn nun mein Flug geht. "dian hua 电话" war die Antwort. Ich vermute, das sollte bedeuten, man ruft an, wenn es soweit ist. Ich schaute mir mein Hotelzimmer an, und stellte fest, dass es schon ganz schön runtergewirtschaftet war. Die kleine Badewanne betrat ich zum Duschen mit den obligatorischen Hotelschlappen, der Hygiene wegen. Wenigstens war die Bettwäsche sauber. Ich schlief irgendwann gegen 23.30 ein. Etwas mehr als eine gute Stunde klingte mich das Telefon aus dem Schlaf. Jemand der nur chinesisch sprach erzählt mir etwas. Ich antwortete auf chinesisch: "Sprich Englisch, bitte!" "Bitte warten sie!" Aufgelegt. Ich ahnte nun schon was war, mein Flug ging doch noch. Ich packte schnell alles zusammen und war schon fast zur Tür hinaus, als nochmal das Telefon klingelte. "Flight, check-out, please!" Na alles klar! Gegen 01:00 war ich also wieder am Flughafen. Am Gate bekam jeder Fluggast anstandslos 100 RMB in die Hand gedrückt. Kurz vor 01:30 ging es dann endlich los nach Guangzhou. Sieben Stunden Verspätung. Den Grund habe ich nicht erfahren und werde ihn wahrscheinlich nie erfahren. Ich weiß nur von Kollegen, dass es an diesem Tag in Guangzhou heftig geregnet hat. Gegen 03:30 war ich dann in Guangzhou und bin mit dem Taxi nach Hause gefahren. Das hat mich 130 RMB gekostet - der Flughafenbus, der aber mitten in der Nacht nicht fährt, hätte mich 20 RMB gekostet. Jetzt wusste ich, wofür ich in Chengdu die 100 RMB bekommen habe. Irgendwann um 04:30 war ich zu Hause - schlief ein, um eine paar weniger schöne Erfahrungen reicher, aber auch mit zahlreichen interessanten und aufregenden Erlebnissen.

Das waren also meine sieben Tage Sichuanurlaub plus Verlängerung. Um ein kleines Fazit zu ziehen: Reisen in den "golden weeks" - also National Holiday und Chinese New Year - ist teuer und oft nichts für schwache Nerven. Dennoch, Sichuan ist eine Reise wert. Genau genommen sogar mehrere Reisen, nicht nur wegen Audrey!

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

8. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 2)

Mittwoch, 03:30 sollte eigentlich der Wecker klingeln, aber schon etwa 15 Minuten vorher klopfte es an unserer Hoteltür. Ich kam mir vor wie bei der Bundeswehr, mitten in der Nacht verlangte eine fremde Person von mir, dass ich aufstehen solle. Sie reichte uns unsere Nummernschildchen, die nun bis Abend unser Schicksal bedeuteten - "33". Nach etwa 30 Minuten waren wir auch schon beim Frühstück im Eingangsbereich unseres Hotels. Audrey frühstückte und ich rief meine Eltern an, um auch mal eine gute Nacht wünschen zu können. Das Frühstück habe ich sein lassen; es gibt besseres als klebrige Reissuppe - auch Congee genannt - zum Frühstück. Zum Beispiel abgepackte Muffins. Wenig später ging es in einem völlig überfüllten Bus zum Eingangsgebäude des Emeishan Nationalparks. Dort sollten wir dann auf unsere Reiseleiterin warten. Wieder vergingen Minuten die über Sehen oder Nicht-Sehen des Sonnenaufgangs unterscheiden konnten. Ich dachte mir mein Teil, im Hinterkopf die Worte des "Lonely Planet". Gegen 04:45 kam sie mit den Eintrittsticket angerannt und nur 5 Minuten später saß unsere Reisegruppe im Bus. Etwa eine halbe Stunde laberte sie unsere Gruppe auf chinesisch zu. Audrey konnte nur Teile übersetzen. Die Serpentinen wurden mehr und enger. Fast der ganze Bus gab dem Reiscongee wieder freien Lauf.

Kurz nach 06:00 waren wir am großen Busparkplatz angekommen. Nun gab es noch einen Aufstieg von etwa 30 Minuten hinauf zur Seilbahnstation, und die Morgendämmerung setze ein. Dieser Aufstieg machte mir auch ein wenig zu schaffen, denn immerhin waren wir nun auf ca. 2500m über dem Meeresspiegel. An der Seilbahnstation war nochmal warten angesagt. Der "Lonely Planet" war wieder in meinen Gedanken: "Nur wenige finden sich rechtzeitig ein." Zehn vor sieben waren wir dann in der Seilbahn und die Fahrt ging recht schnell - keine fünf Minuten dauerte diese Fahrt. Fünf vor sieben waren wir dann auf der Spitze des Emeishan und ziemlich genau jetzt zeigte sich die Sonne mit ihren ersten Sonnenstrahlen. Wir waren also doch pünktlich. Obwohl die Reiseleiterin mich ziemlich genervt hat mit dem militärischen Anweisungen a la "schnell, schnell", "hier hin", "da warten" und "dort sammeln" hatte sie durch ihre resolute Art es dennoch geschafft uns pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Berg zu bringen.

Dann wurde etwas ruhiger. Nach dem Betrachten des wirklich wunderschönen Sonnenaufgangs sollte dann noch eine Tempeltour statt finden mit unserer Reiseleiterin. Da ich aber nichts verstand hab ich mich von Gruppe entfernt und Audrey gesagt, sie soll mich einfach anrufen wenn es wieder weiter geht. Kurz später stand auch Audrey neben mir und meinte wir haben jetzt bis um 09.15 zur eigenen Verfügung. Genug Zeit für Fotos, alles in Ruhe anzuschauen und ein wenig Frühstück von den mitgebrachten Vorräten. Auch Audrey hatte ja wieder einen leeren Magen.

Warum wir nun ausgerechnet auf diesen Berg gestiegen sind, liegt daran, dass es ein heiliger Berg für die Buddhisten ist und außerdem eine spektakuläre Aussicht bietet. Der Rest wird durch die Fotos wahrlich besser beschrieben als es meine Worte können.

Nach der Rückfahrt mit der Seilbahn mussten wir auf dem Abstieg entlang bei den berühmten räuberischen Affen des Emeishan. Angeblich können die sehr gefährlich sein. Aber wenn ungefähr 500 Chinesen um ca. acht Affen herumstehen, ist die Gefahr doch eher gering. Dennoch griffen die Affen mutig bei den Touristen Futter ab. Audrey hatte extra noch Erdnüsse im Carrefour in Chengdu gekauft, um auch die Affen füttern zu können. Aber diese geben sich laut Informationen der Reiseleiterin schon lange nicht mehr mit Erdnüssen ab - frisches Obst und Kuchen stehen nun auf dem Speiseplan. Dadurch waren die Kollegen auch ziemlich übergewichtig, aber immernoch fitt genug um auf den Felsen herum zu klettern. Einer der Affen gab auch der Natur freien Lauf, direkt in Richtung Menschenmassen. In dem Gedränge eine spassige Angelegenheit, wie die Leute versuchten nur schnell weg von dem Affen zu kommen. Ich war nicht so nah dran - zum Glück.

Nach dem Abstieg und nochmal gut einer Stunde Busfahrt - wieder mit einigen Chinesen die sich übergeben mussten - gab es dann auch schon Mittagessen. Am Nachmittag wurden noch ein paar Tempel angeschaut, die aber im dicken Nebel versteckt waren, sodass sich eine bizarre Szenerie ergab. Unsere Reiseleiterin war nun deutlich relaxter. Leider ging mir dann der Akku zur Neige und ich konnte keine Fotos mehr machen. Der Wechselakku lag im Hotel, und auch meine kleine Kompaktkamera mit den Akkus im Rucksack - ich hab mich ganz schön geärgert. Der weitere Abstieg ging nämlich in einem Flusstal weiter, mit vielen smaragdgrünen Stauungen und interessanten Felsen, dutzenden kleinen Wasserfällen und einfach nur herrlicher Natur.

Zurück im Tal haben wir dann unser Gepäck aus dem Hotel geholt und sind weiter nach Leshan mit dem Bus - nach etwa anderthalb Stunden Wartezeit. Wir haben noch Busfahrkarten für den letzten planmäßigen Bus erhalten. Der war aber angeblich kaputt, und die Ersatzbusse brauchten noch eine Weile. Wie bereits im ersten Teil erwähnt, der Busfahrer nach Leshan hatte genau so eine Macke und musste stets und ständig hupen.

Dann in Leshan begann das Drama des Hotelzimmersuchens. Am 1.Oktober in China ohne eine Reservierung in eine touristisches Hochburg zu fahren ist auch sehr mutig - was uns ziemlich schnell klar wurde. Schon bei der Ankunft wollten die Taxifahrer, als sie von unserem Vorhaben hörten nach einem Hotelzimmer zu suchen, nicht nach Kilometern sondern nach Minuten bezahlt werden. Nach über einer Stunde vergeblicher Suche, haben wir dann in einem Motel ein Zimmer bekommen. Und das war wohl die Krönung im negativen Sinne in diesem Urlaub. Ein Zimmer ohne Fenster, mit Klo und Duschkabine im Zimmer. Nur ein etwa drei Meter breiter Duschvorhang diente als Raumteiler. Das Ganze für 220 RMB - in ChengDu bezahle ich 260 RMB für ein 4-Sterne-Hotel! Zudem stank es ziemlich. Trotz fehlender Fenster gab es auch noch reichlich Mücken in unserer netten Absteige. Ich habe nur wenig geschlafen, und wenn auch nicht besonders gut. Ich habe mich alles andere als wohl gefühlt.

Nach Leshan waren wir gekommen, um eine große Buddhastatue zu sehen. Dafür sind wir zeitig aufgestanden - das Motel lud eh nicht zum lange verweilen ein - und sind zum Hafen gefahren. Dort haben wir schnell noch gefrühstückt, so wie Chinesen halt frühstücken. Es gab Jiaozi, Reiscongee für Audrey und so eine Art Pfannkuchen (Eierkuchen, Plinse, Crepe - je nach Region des Lesers). Ziemlicher Wucher für 50 RMB, da waren Audrey und ich uns einig. Dann ging es aufs Schiff. Es stand aber keine stundenlange Bootsfahrt an. Es ging nur 5 Minuten zum anderen Ufer, und dort wurde dann 15 Minuten gegen den Strom gesteuert, damit man Blick auf die große in Felsen gehauene Buddhastatue hat. Ist schon mächtig groß - 71 Meter hoch - und gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Leider hatten wir hier so richtig Pech mit dem Wetter. Dicker Nebel, so dass man nicht mal richtig das andere Ufer des Flusses sehen konnte. So breit war der Fluss gar nicht.

Dann ging es wieder 5 Minuten mit dem Boot zurück, und wir haben die Rückreise nach Chengdu angetreten. Nach diesem Hotelerlebnis wollten wir nur noch zurück nach Chengdu und wieder in mein gemutliches Hotelzimmer. Erstmal eine Mütze Schlaf nachholen, was nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf auch bitter nötig war. Was wir die restlichen drei Tage gemacht haben, erzähle ich im dritten Teil. Nochmal ein Tempel, eine typisch chinesische antike Stadt und ein Massageetablissement, in dem man sich während eines Kinofilms die Füße massieren lassen kann.

Wie versprochen auch schon die Bilder von der gesamten Reise,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

Sichuan Urlaub - National Holidays 2008

7. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 1)

Hier in China stand mal wieder eine Woche Urlaub an, diesmal auf Grund der Nationalfeiertage vom 1.10. bis 3.10. Das Ganze wird dann so gehandhabt, dass man das Wochenende davor arbeitet, um zwei zusätzliche Tage zu den drei Feiertagen zu haben. Inklusive des folgenden Wochenendes sind das dann sieben freie Tage am Stück. Ich entschied mich zu meiner Begleitung Audrey zu fliegen und dann sieben Tage in Sichuan zu verbringen. Auf dem Programm stand Emeishan, Leshan und die Umgebung von Chengdu zum zweiten.

Am Montag Nachmittag ging es mit einem nur 20 Minuten verspäteten Flug los. Ich hatte Fensterplatz 14A bekommen, und den bekam ich auch. Nur leider ist dieser Platz in der B737-300 der Air China kein wirklicher Fensterplatz. Ich hatte Flugzeugrumpf ohne Fenster links neben mir. Schöne Bescherung. Nach knapp 2 Stunden landete ich in Chengdu und fuhr ins Hotel. An dem Tag gab es keine weiteren Vorkommnisse.

Dienstag morgen ging es dann los, erst zu Audrey um noch ein paar Sachen im großen Backpacker-Rucksack zu tauschen. Ich lies ein paar Klamotten in ihrer Wohnung, dafür stopfe sie ihre Sachen dort hinein. Ich bin ja so ein Guter ...

Ich empfehle noch mal den letzten Blogeintrag und meinen Kommentar zur Taxisituation in Chengdu, um zu verstehen, wie wir dann mit zwei verschiedenen Bussen zum Busbahnhof gefahren sind, um dort unsere Reise nach Emeishan anzutreten. Nach etwa 30 Minuten hatten wir die Bustickets und sind dann in die große Wartehalle gegangen, die total überfüllt war. Ich konnte das Ende der Schlange für den Bus nach Emei nicht ausmachten, also machte ich es chinesisch und stellte mich dumm guckend - wie Ausländer nun mal so gucken in China - irgendwo nicht zu weit vom "Busgate" in die Schlange. Nachdem wir nach weiteren 30 Minuten im Bus waren, sagte mir Audrey, dass sich andere Gäste aufregten, dass sie bis zu 2 Stunden warten mussten. Ehrlich - ich hab das Ende der Schlange nicht ausmachen können. Außerdem hab ich ja dumm geguckt!

Die Fahrt verlief bis auf ein paar Kilometer miesester Holperstrecke problemlos, wäre da nicht dieser Busfahrer gewesen. Im Schnitt alle 20 bis 30 Sekunden musste er hupen. Und ich hatte das Gefühl in Reihe 2 direkt neben der Hupe zu sitzen. Ich konnte nicht ausmachen, warum er hupt. Manchmal um die neben sich fahrenden Fahrzeuge darauf hinzuweisen, dass der klitzekleine Bus sich nun in ihrem toten Winkel befindet, manchmal um das Herannahen zu signalisieren. Manchmal aber auch einfach nur so. Aus Langeweile, um sich selber wach zu halten oder was auch immer. Ich weiß nur, dass ich nur knapp an einem chronischen Tinitus vorbeigeschrammt bin. Eins vorweg gegriffen vom Mittwoch, der Busfahrer von Emeishan nach Leshan hatte die selbe Macke.

In dem Touridorf am Fuße des Emeishan suchten wir dann ein Hotelzimmer. Ich bemühe mich optimistischer zu werden und habe außer dem Hotel in Chengdu nichts gebucht gehabt. Ein Taxifahrer, der uns von Emei ins Touridorf vom Emeishan fuhr, meinte es weiß da noch was - nicht ganz 3 Sterne, eher so 2 Sterne. Für 280 RMB bekamen wir ein ziemlich einfaches Zimmer - auf jeden Fall auch keine 2 Sterne - Audrey meinte totale Abzocke, aber es sind halt "National holidays". Nochmal zum Vergleich - in Chengdu habe ich 4 Sterne für 260 mit Frühstück! Ich lege nicht auf Hotelsterne wert, aber irgendwie muss man sich ja orientieren. Jedenfalls war das Zimmer am Abend nach einer halben Stunde Jagd auch mückenfrei.

Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. Vom Fuße des Emeishan, da wo wir jetzt waren, waren es noch mal anderthalb Busstunden zur Seilbahn, die auf den Berg fuhr. Auf dem Berg irgendwo gibt es auch Hotels oder man kann auch in den buddhistischen Klöstern übernachten. Man hätte also gut einen Tag wandern müssen, um auf dem Berg zu übernachten, wenn man selber hätte laufen wollen. Ich habe mit Audrey angesichts unserer Planlosigkeit heftig diskutiert. Fakt war, sie wollte den Sonnenaufgang und die Affen auf dem Emeishan sehen, ich hatte in dem Moment gar kein Plan, was ich überhaupt wollte. Mein Blick war sorgenvoll auf die Karte und die doch immensen Entfernungen, die zu laufen gewesen wären, gerichtet. Nach einer Weile war mir klar, wir müssen es so machen, wie alle Chinesen: 03:30 aufstehen, und eine geführte Tour mitmachen. Ich will mal den Lonely Planet an dieser Stelle zitieren: "Für einen Tagesausflug können die meisten Hotels einen Platz im Bus buchen, der um 3.30 Uhr (!) abfährt und bei den chinesischen Touristen beliebt ist, die ein bisschen schummeln und den Sonnenaufgang ohne schweißtreibende Aktivitäten sehen wollen. Man muss aber mit einem Verkehrsstau am Eingangstor und einem enormen Touristenstrom rechnen. Nur wenige finden sich rechtzeitig ein."

Wir buchten also am Abend noch so eine geführte Tour für den nächsten Tag - eigentlich spielte ich mit um Audrey zufrieden zu stellen. Die große Frage stand im Raum: Sehen wir überhaupt den Sonnenaufgang? Sehen wir die Affen am Emeishan? Was sieht man überhaupt bei so einer chinesisch geführten Tour? Und was ist überhaupt so besonders an diesem Berg "Emeishan"? Diese Fragen werde ich im zweiten Teil beantworten, den ich die nächsten Tage schreibe werde. Im zweiten Teil gibt es dann auch schon den Link zu den Fotos - versprochen!

Bis zum zweiten Teil, schöne Grüße, Jörg!