8. Oktober 2008

Sichuan Urlaub - National Holidays (Teil 2)

Mittwoch, 03:30 sollte eigentlich der Wecker klingeln, aber schon etwa 15 Minuten vorher klopfte es an unserer Hoteltür. Ich kam mir vor wie bei der Bundeswehr, mitten in der Nacht verlangte eine fremde Person von mir, dass ich aufstehen solle. Sie reichte uns unsere Nummernschildchen, die nun bis Abend unser Schicksal bedeuteten - "33". Nach etwa 30 Minuten waren wir auch schon beim Frühstück im Eingangsbereich unseres Hotels. Audrey frühstückte und ich rief meine Eltern an, um auch mal eine gute Nacht wünschen zu können. Das Frühstück habe ich sein lassen; es gibt besseres als klebrige Reissuppe - auch Congee genannt - zum Frühstück. Zum Beispiel abgepackte Muffins. Wenig später ging es in einem völlig überfüllten Bus zum Eingangsgebäude des Emeishan Nationalparks. Dort sollten wir dann auf unsere Reiseleiterin warten. Wieder vergingen Minuten die über Sehen oder Nicht-Sehen des Sonnenaufgangs unterscheiden konnten. Ich dachte mir mein Teil, im Hinterkopf die Worte des "Lonely Planet". Gegen 04:45 kam sie mit den Eintrittsticket angerannt und nur 5 Minuten später saß unsere Reisegruppe im Bus. Etwa eine halbe Stunde laberte sie unsere Gruppe auf chinesisch zu. Audrey konnte nur Teile übersetzen. Die Serpentinen wurden mehr und enger. Fast der ganze Bus gab dem Reiscongee wieder freien Lauf.

Kurz nach 06:00 waren wir am großen Busparkplatz angekommen. Nun gab es noch einen Aufstieg von etwa 30 Minuten hinauf zur Seilbahnstation, und die Morgendämmerung setze ein. Dieser Aufstieg machte mir auch ein wenig zu schaffen, denn immerhin waren wir nun auf ca. 2500m über dem Meeresspiegel. An der Seilbahnstation war nochmal warten angesagt. Der "Lonely Planet" war wieder in meinen Gedanken: "Nur wenige finden sich rechtzeitig ein." Zehn vor sieben waren wir dann in der Seilbahn und die Fahrt ging recht schnell - keine fünf Minuten dauerte diese Fahrt. Fünf vor sieben waren wir dann auf der Spitze des Emeishan und ziemlich genau jetzt zeigte sich die Sonne mit ihren ersten Sonnenstrahlen. Wir waren also doch pünktlich. Obwohl die Reiseleiterin mich ziemlich genervt hat mit dem militärischen Anweisungen a la "schnell, schnell", "hier hin", "da warten" und "dort sammeln" hatte sie durch ihre resolute Art es dennoch geschafft uns pünktlich zum Sonnenaufgang auf den Berg zu bringen.

Dann wurde etwas ruhiger. Nach dem Betrachten des wirklich wunderschönen Sonnenaufgangs sollte dann noch eine Tempeltour statt finden mit unserer Reiseleiterin. Da ich aber nichts verstand hab ich mich von Gruppe entfernt und Audrey gesagt, sie soll mich einfach anrufen wenn es wieder weiter geht. Kurz später stand auch Audrey neben mir und meinte wir haben jetzt bis um 09.15 zur eigenen Verfügung. Genug Zeit für Fotos, alles in Ruhe anzuschauen und ein wenig Frühstück von den mitgebrachten Vorräten. Auch Audrey hatte ja wieder einen leeren Magen.

Warum wir nun ausgerechnet auf diesen Berg gestiegen sind, liegt daran, dass es ein heiliger Berg für die Buddhisten ist und außerdem eine spektakuläre Aussicht bietet. Der Rest wird durch die Fotos wahrlich besser beschrieben als es meine Worte können.

Nach der Rückfahrt mit der Seilbahn mussten wir auf dem Abstieg entlang bei den berühmten räuberischen Affen des Emeishan. Angeblich können die sehr gefährlich sein. Aber wenn ungefähr 500 Chinesen um ca. acht Affen herumstehen, ist die Gefahr doch eher gering. Dennoch griffen die Affen mutig bei den Touristen Futter ab. Audrey hatte extra noch Erdnüsse im Carrefour in Chengdu gekauft, um auch die Affen füttern zu können. Aber diese geben sich laut Informationen der Reiseleiterin schon lange nicht mehr mit Erdnüssen ab - frisches Obst und Kuchen stehen nun auf dem Speiseplan. Dadurch waren die Kollegen auch ziemlich übergewichtig, aber immernoch fitt genug um auf den Felsen herum zu klettern. Einer der Affen gab auch der Natur freien Lauf, direkt in Richtung Menschenmassen. In dem Gedränge eine spassige Angelegenheit, wie die Leute versuchten nur schnell weg von dem Affen zu kommen. Ich war nicht so nah dran - zum Glück.

Nach dem Abstieg und nochmal gut einer Stunde Busfahrt - wieder mit einigen Chinesen die sich übergeben mussten - gab es dann auch schon Mittagessen. Am Nachmittag wurden noch ein paar Tempel angeschaut, die aber im dicken Nebel versteckt waren, sodass sich eine bizarre Szenerie ergab. Unsere Reiseleiterin war nun deutlich relaxter. Leider ging mir dann der Akku zur Neige und ich konnte keine Fotos mehr machen. Der Wechselakku lag im Hotel, und auch meine kleine Kompaktkamera mit den Akkus im Rucksack - ich hab mich ganz schön geärgert. Der weitere Abstieg ging nämlich in einem Flusstal weiter, mit vielen smaragdgrünen Stauungen und interessanten Felsen, dutzenden kleinen Wasserfällen und einfach nur herrlicher Natur.

Zurück im Tal haben wir dann unser Gepäck aus dem Hotel geholt und sind weiter nach Leshan mit dem Bus - nach etwa anderthalb Stunden Wartezeit. Wir haben noch Busfahrkarten für den letzten planmäßigen Bus erhalten. Der war aber angeblich kaputt, und die Ersatzbusse brauchten noch eine Weile. Wie bereits im ersten Teil erwähnt, der Busfahrer nach Leshan hatte genau so eine Macke und musste stets und ständig hupen.

Dann in Leshan begann das Drama des Hotelzimmersuchens. Am 1.Oktober in China ohne eine Reservierung in eine touristisches Hochburg zu fahren ist auch sehr mutig - was uns ziemlich schnell klar wurde. Schon bei der Ankunft wollten die Taxifahrer, als sie von unserem Vorhaben hörten nach einem Hotelzimmer zu suchen, nicht nach Kilometern sondern nach Minuten bezahlt werden. Nach über einer Stunde vergeblicher Suche, haben wir dann in einem Motel ein Zimmer bekommen. Und das war wohl die Krönung im negativen Sinne in diesem Urlaub. Ein Zimmer ohne Fenster, mit Klo und Duschkabine im Zimmer. Nur ein etwa drei Meter breiter Duschvorhang diente als Raumteiler. Das Ganze für 220 RMB - in ChengDu bezahle ich 260 RMB für ein 4-Sterne-Hotel! Zudem stank es ziemlich. Trotz fehlender Fenster gab es auch noch reichlich Mücken in unserer netten Absteige. Ich habe nur wenig geschlafen, und wenn auch nicht besonders gut. Ich habe mich alles andere als wohl gefühlt.

Nach Leshan waren wir gekommen, um eine große Buddhastatue zu sehen. Dafür sind wir zeitig aufgestanden - das Motel lud eh nicht zum lange verweilen ein - und sind zum Hafen gefahren. Dort haben wir schnell noch gefrühstückt, so wie Chinesen halt frühstücken. Es gab Jiaozi, Reiscongee für Audrey und so eine Art Pfannkuchen (Eierkuchen, Plinse, Crepe - je nach Region des Lesers). Ziemlicher Wucher für 50 RMB, da waren Audrey und ich uns einig. Dann ging es aufs Schiff. Es stand aber keine stundenlange Bootsfahrt an. Es ging nur 5 Minuten zum anderen Ufer, und dort wurde dann 15 Minuten gegen den Strom gesteuert, damit man Blick auf die große in Felsen gehauene Buddhastatue hat. Ist schon mächtig groß - 71 Meter hoch - und gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Leider hatten wir hier so richtig Pech mit dem Wetter. Dicker Nebel, so dass man nicht mal richtig das andere Ufer des Flusses sehen konnte. So breit war der Fluss gar nicht.

Dann ging es wieder 5 Minuten mit dem Boot zurück, und wir haben die Rückreise nach Chengdu angetreten. Nach diesem Hotelerlebnis wollten wir nur noch zurück nach Chengdu und wieder in mein gemutliches Hotelzimmer. Erstmal eine Mütze Schlaf nachholen, was nach zwei Nächten mit nur wenig Schlaf auch bitter nötig war. Was wir die restlichen drei Tage gemacht haben, erzähle ich im dritten Teil. Nochmal ein Tempel, eine typisch chinesische antike Stadt und ein Massageetablissement, in dem man sich während eines Kinofilms die Füße massieren lassen kann.

Wie versprochen auch schon die Bilder von der gesamten Reise,

Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!

Sichuan Urlaub - National Holidays 2008

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Der Wechselakku lag im Hotel, ... - ich hab mich ganz schön geärgert."

... zum Glück gibt's ja Panoramio ;-)

Jörg hat gesagt…

Ja, leider gibt's da auch noch nicht so viele Fotos. Eines gibt's allerdings schon, welches in etwa wiedergibt, was wir sehen konnten: klick hier!