Darüber hinaus können "hong bao" aber auch das ganze Jahr über verschenkt werden. An den Revierpolizist, der seit Jahren beim eigentlich so illegalen DVD Verkauf zwei Augen zudrückt, dem Auditor, damit er doch recht wohlwollend sein Audit durchführt oder dem Politiker, damit der einem gigantischen Immobiliengeschäft zustimmt. Oder halt, wenn ausversehen ein paar Tonnen giftige Chemikalien in den nahen Fluss gelangten, und der Umweltbürochef seiner Zweitfrau gerade ein neues Auto kaufen will.
Es muss aber nicht immer eine böse Absicht dahinter stehen, manchmal werden "hong bao" auch einfach genutzt, um die Geschäftsbeziehung geschmeidig zu halten. Das hat dann eher was mit "guan xi" zu tun - also einfach mit Beziehungen. Die Grenzen sind fließend.
Für Mitarbeiter ausländischer Firmen in China ein Graus - denn irgendwie gehörts dazu und die lokale Konkurrenz wird sicher nicht so kritisch beobachtet; es darf aber nicht gemacht werden. Ich behaupte einfach mal, Siemens könnte in China doppelt so viel Umsatz machen, wenn sie nur anständig "schmieren" könnten. Wo ist der Unterschied zwischen Schmiergeld und einer Einladung zum Essen? Und wenn es um einen Milliardenauftrag geht, reicht ein Essen beim Italiener nicht mehr aus. Beides - Einladung zum Essen und Schmiergeld - sind Zuwendungen mit einem gewissen Hintergrund. Wo sind die Grenzen?
Schöne Grüße aus Guangzhou, Jörg!
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